Oft hatten wir schon davon gesprochen, einmal im Jahr unserem Büroalltag zu entfliehen und gemeinsam Fischen zu gehen. Jetzt war es endlich soweit. Den Kofferraum vollgepackt mit Fischerutensilien und Verpflegung für die vier «Jungfischerinnen» fuhren wir an einem nebelverhangenen Tag über das Val d’Anniviers in Richtung Illhorn. Als sich der Nebel oberhalb von Vissoie lichtete war die Stimmung perfekt. Bei tiefen Temperaturen zwar, aber bei schönstem Sonnenschein hielten wir kurz an, um hinunter auf das prächtige Nebelmeer im Rhonetal zu blicken. Die Fischerei am See erwies sich vor allem für mich recht schwierig. Ich war den ganzen Tag damit beschäftigt, abgerissene Haken und frische Köder zu montieren und kam selber gar nicht zum Fischen. Da glichen das Grillieren und die Zubereitung des Mittagessens schon fast einem Wellness-Programm. Wir hatten einen herrlichen Herbsttag, der uns viel Spass und einige schöne Fänge bescherte.
Hattest du auch schon so einen Tag, an dem fischereilich einfach gar Nichts lief? Mir erging es heute jedenfalls so. Oder beinahe so! Zuerst machte ich einen Abstecher an die Rhone in Niederwald. Kein Fisch, der nach meinen selbst gebundenen Fliegen stieg. Dann ein paar erfolglose Würfe am Geschinersee und schliesslich ebenso eine erfolglose Kletterei am Gerenwasser. Ein paar Stunden gefischt und noch keinen einzigen Fisch zu Gesicht bekommen. Was war heute bloss los?
Auf der Rückfahrt von Gerenwasser erinnerte ich mich an ein kleines - bewusst ungenanntes - Wässerchen. Ob es dort immer noch so viele Fische hat? Ein Versuch sollte mir die Antwort bringen. Die Fischerei war wegen dem vielen Gestrüpp und den über das Wasser ragenden Bäumen recht schwierig. Es war warm und viele Mücken plagten mich. Offenbar hatten auch die Fische bemerkt, dass die vielen Insekten ihnen heute den Speiseplan bereichern sollten. Fast bei jedem Wurf konnte ich einen Fisch haken. Relativ klein zwar, aber wunderschön.
Der Ausflug an den Totensee ist schon fast fester Bestandteil im meinem Fischerkalender. Ich mag den See, weil er fast immer Überraschungen zu bieten hat. Dieses mal fing ich Regenbogenforellen, die wohl vor ein paar Tagen frisch besetzt wurden. Auch nicht schlecht. So hatte ich im Gegensatz zu seltenen, wilden Bachforellen keine Bedenken diese Fische mitzunehmen und abends meiner Familie zum Nachtessen zu servieren.
Die Ausflüge mit dem Fischerverein Leuk sind immer ein Highlight in meinem Fischerkalender. Schon die gemütliche Wanderung zum See ist ein eindrückliches Erlebnis. Besonders dann, wenn die steinige Hochebene, wie dieses Jahr, vielerorts noch mit Schnee bedeckt ist. Nach ein paar Würfen konnte ich einen Fisch haken. Die Cristovomer war etwa 50 Zentimeter lang, aber leider sehr schlank, mit eingefallenem Körper. Ich vermutete, dass sie krank war. Einen schöneren Fisch landete mein Vereinskollege Leo. Er freute sich riesig über den Fang seiner kräftigen Regenbogenforelle und vergass dabei seine Strapazen beim Aufstieg zum See. Wie immer wurde ein feines Apéro serviert. Idealer Einstieg für viele wahre und halbwahre Fischergeschichten beim gemeinsamen Mittagessen am See.
Durch den grössten zusammenhängenden Föhrenwald Europas, den Pfynwald zwischen Susten und Sierre, schlängelt sich der Rotten durch eine fast natürliche Landschaft. Der Rotten hat hier viel Platz und kann sich frei entfalten. Einzige Störfaktoren sind die gelegentlichen Wassertrübungen durch die Kieswerke, die vielen Materialumlagerungen, bedingt durch den Bau der Autobahn im Oberwallis und vor allem das Wehr in Susten. Hier können die Fische immer noch nicht frei zu den darüber liegenden Laichplätzen migrieren. Leider wird den Fischen durch eine hohe Betonmauer auch immer noch der Zugang zur Raspille und zum soeben renaturierten Russenkanal verwehrt. Am Mittwoch war ich zum Fischen im unteren Teil des Pfynwalds. Hier ist der Rotten noch wild und abgeschieden. Hanganrisse und grosse Baumstämme auf Inseln zeugen von der brachialen Gewalt von grossen Wassermengen. Zum Fischen hat es einige sehr schöne Stellen mit verheissungsvollen Gumpen, die aber wahrscheinlich stark befischt sind. Mehr Chancen auf Erfolg bieten die langen, etwas schnelleren Bachläufe. Meine drei Forellen habe ich an diesem Tag jedenfalls in relativ starker Strömung gefangen. Die Fische waren nicht allzu gross – ein Phänomen, das bei stark befischten Gewässern typisch ist – dafür aber sehr schön und mit perfekt ausgebildeten Flossen. Der Pfynwald ist für mich ein typisches Beispiel, wie verschiedene Faktoren den Fischbestand in einem Gewässer mit relativ natürlichem Flusslauf negativ beeinflussen. Entsprechend müssen viele Faktoren verändert werden, damit es seine natürliche Funktion wieder einnehmen kann und wieder viele Fische vorkommen:
- Wiederherstellung der Fischgängigkeit beim Wehr Susten
- Vermeidung von Schwall / Sunk (Betrieb des Wehrs Susten)
- Vernetzung des Rottens mit den Seitenarmen (z.B. Raspille, Phülakanal…)
- Vermeidung von künstlichen Eingriffen (Kiesgewinnung, Materialumlagerung)
- Anpassung der Fischereimethoden (Fangzahlbeschränkung / Fangfenster / Kunstköder)
- Etc.
Zwar sind einige der genannten Faktoren bereits gesetzlich geregelt und müssten schon längst umgesetzt sein. Mit dem Rechtsrutsch des neu gewählten Schweizer Parlaments besteht aber leider wohl wenig Hoffnung dass die Umsetzung rascher vorankommt. Zudem besteht die Gefahr, dass das Gewässerschutzgesetz mit Unterstützung der Bauernlobby weiter verwässert wird.
Der Herbst mit seiner klaren Luft, den wunderschönen Landschaftsfarben und fast greifbar scheinenden Bergen ist für mich die schönste Zeit zum Fischen am Bergsee. Die Wetterprognose war eigentlich gut und umso grösser war die Enttäuschung, als wir frühmorgens den dicken Nebel sahen, der sich über Nacht über das Rhonetal gelegt hatte. Während der Autofahrt ins Val d’Anniviers diskutierten wir lange, ob wir wie geplant zum Illsee laufen oder doch lieber die sicherere Variante wählen und zum Lac de Moiry fahren sollten. Schliesslich siegte die Lust auf Stille, Abgeschiedenheit, etwas Abenteuer und mehr wildgewachsene als besetzte Forellen. Auf etwa 2000 m.ü.M. lichtete sich plötzlich der Nebel und strahlender Sonnenschein erleuchtete die frisch gepuderten Gipfel und das darunterliegende Nebelmeer. Ein herrlicher Anblick und Bestätigung dafür, dass wir uns für die richtige Variante entschieden hatten. Die Strasse hinauf zum Illsee endet auf fast 2500 m.ü.M. Von dort sind es etwa 20 Minuten Fussmarsch hinunter zum Stausee, der sich auf 2360 m.ü.M. befindet. Bei der Steilheit des Hanges, dem mit Reif bedeckten Boden und der mitgeschleppten Kochausrüstung und Verpflegung unseres Grillmeisters war der kurze Abstieg allerdings kein leichtes Unterfangen. Am See angekommen, sahen wir viele Ringe von frisch besetzten Regenbodenforellen-Sömmerlingen die an der Oberfläche nach Insekten stiegen. Also galt es, diese zu schonen und tief unten und weit draussen mit grossen Ködern nach Cristivomer zu fischen. Gegen Mittag hatten wir einige massige Fische, knapp über 30 Zentimeter Länge, gefangen. Relativ klein zwar und schwierig zu überlisten, dafür aber wildgewachsen mit einem wunderschönen Kleid und perfekten Flossen. Der feine Duft den unser Grillmeister über den Talkessel verbreitete lockte keine Fische, dafür aber umso mehr uns zwei hungrige Fischer an. Zwei Kotellets, ein Lammfilet und eine Schweinsbratwurst – wohlgemerkt pro Person - und dazu griechischer Salat waren auf dieser Höhe ein paradiesisches Vergnügen und Stärkung genug, um auch den Nachmittag mit intensivem Fischen bei relativ kühlen Temperaturen unbeschadet zu überstehen. Sogar der italienische Rotwein mit «Zapfen» war in dieser Abgeschiedenheit buchstäblich ein besonderer Genuss. Am Nachmittag fischten wir mit neuen Kräften ausgestattet fröhlich weiter und fingen noch einige knapp massige Fische. Auch wenn der steile Aufstieg vom See immer ziemlich anstrengend ist, werden wir den Illsee auch nächstes Jahr wieder besuchen. Wir sind sicher, dass er aus seinen dunkelblauen Tiefen noch einige Überraschungen preisgeben wird.
Eigentlich hab ich den Straussee Moiry oberhalb von Grimentz im schönen Val d’Anniviers nie so richtig gemocht. Die Farben des Sees sind im Herbst, wenn der See gefüllt ist, zwar wirklich umwerfend schön und der Fischbestand ist mit Regenbogenforellen, Cristivomer und Seesaiblingen für Walliser Verhältnisse schon ziemlich „artenreich“. Trotzdem habe ich den See am Moiry-Gletscher schon viele Jahre nicht mehr besucht. Diesen Samstag war es wieder mal so weit. Mit einem Jungfischer und einem Fischerfreund, der wie ich den Namen Jungfischer nicht mehr ganz verdient, fuhren wir bei wechselhaftem Wetter hinauf zur Krone des Staussees.
Wenn sich die Nebelschwaden für einen kurzen Moment verzogen und die feinen Sonnenstrahlen durchliessen, verwandelte sich der See unweigerlich in einen geheimnisvollen Spiegel, der die Farben der Umgebung in sein tiefes Wasser aufsaugte und damit vermischte. Wir waren geneigt, den Spiegel zu fragen, wo denn die grössten und schönsten Fische zu finden waren. Der See aber blieb still und schwieg.
So mussten wir die interessanten Fischgründe selber suchen. Da vor einer Woche vom Fischerverein Sierre einige hundert Kilogramm Massfische für das Vereinsfischen besetzt wurden, schien uns die Aufgabe nicht sonderlich schwer. Zumal beim Vereinsfischen nur wenige Fische gefangen wurden. Unseren ersten Angelplatz wählten wir beim Parkplatz neben dem Restaurant am See. Obwohl ich und mein Freund intensiv mit Sbirulino fischten, hatten wir keine Bisse. Etwas Hoffnung, aber auch etwas Erstaunen und Neid, flackerte bei uns auf, als unser Jungfischer die erste Regenbogenforelle landete. Nach vielen vergeblichen Würfen entschieden wir uns, den Platz zu verlassen und von der Krone des Staudamms zu fischen.
Ein Blick von der Staumauer liess mich erschaudern. Nicht nur weil ich zugegeben etwas Höhenangst habe, sondern weil ich unter der Staumauer keinen Tropfen Restwasser erkennen konnte. Aber dies soll sich ja bald bessern. Die Verhandlungen für die Restwassersanierungen der Gougra sind am Laufen und die Fischer dürfen sich wohl endlich auf eine schöne, zurückgewonnene Bergbachstrecke freuen.
Auf der Staumauer hatten wir einen Fischer angetroffen, der mit Freunden am See campierte. Er sagte uns, dass sie einen Fisch von einem Meter Länge beobachtet hatten. So gross waren unsere Fische natürlich nicht, aber mein Freund hatte tatsächlich bald einen schönen Nachläufer von etwa 40 Zentimeter Länge.
Bedeutend schwieriger als für uns war die Fischerei von der Staumauer für unseren jungen Fischerfreund. Auf den Zehenspitzen beugte er sich so weit wie möglich an Wasser.
Zum Glück war der neue Rettungsring nicht weit entfernt.
Am späten Nachmittag wechselten wir nochmals unseren Angelplatz und gingen zurück an die Stelle, wo wir mittags begonnen hatten. Diesmal warfen wir unsere Köder aber Richtung Staumauer aus. Schon beim ersten Wurf konnte ich eine silbrig glänzende Regenbogenforelle mit perfekten Flossen landen. Dieser Fisch war offensichtlich schon längere Zeit im See und wurde wahrscheinlich als Sömmerling besetzt.
Auch mein Freund landete noch eine Regenbogenforelle und eine untermässige Cristivomer.
Der Vergleich der beiden Regenbogenforellen war eindrücklich. Die Farbe war völlig verschieden und ebenso die Schwanzflossen.
Alles in allem hatten wir einen mässigen Fischertag. Trotzdem hatte sich der Ausflug mit meinen beiden Freunden an den Moiry gelohnt. Mit wenig Gewicht in der Tasche, aber dennoch zufrieden, kehrten wir am Abend nach Hause.
Heute nutzte ich die kurze Zeit, um mich mal wieder dem Bergbachfischen im Goms zu widmen. Meine Absicht war es, mit der Fliegenrute ein paar schöne Bachforellen zu überlisten. Weil ich wenig Zeit hatte, parkte ich mein Auto an der Strasse, die nahe am Bach lag. Bald stand ich am ersten tiefblauen Gumpen. Viel Kies und reichlich Köcherfliegen und Mücken versprachen eine spannende Fischerei. Viele Spuren im Sand und einige liegengelassene Madendosen zeugten jedoch bald davon, dass auf dieser Strecke intensiv mit Naturködern gefischt wurde. Kann ja nicht sein, dass es zwei Wochen nach der Bergbacheröffnung nicht mal mehr eine kleine, wilde Forelle mehr hat, die viel schwieriger zu überlisten ist als jede Zuchtforelle, dachte ich mir. Nach fast zwei Stunden fischen war ich immer noch Schneider und dachte mir, dass die Bachforellen heute wohl nicht so bissfreudig waren. Also wechselte ich an einen sehr kleinen, schwer zugänglichen Bergbach, wo nur Sömmerlinge besetzt werden und meines Wissens nur ein paar eingeweihte Fliegenfischer ab und zu ihr Glück versuchen. Im ersten Gumpen fing ich sehr rasch zwei mässige Bachforellen und glaubte an einen Zufall. Erst als der Reigen in den meisten Gumpen so weiterging wurde mir bewusst, dass die Stelle an der ich vorher gefischt hatte, tatsächlich schon leergefischt war. Ich fischte, fing weitere Forellen und träumte weiter an diesem abgeschiedenen Bächlein: Was hätten wir für eine tolle Fischerei, wenn jeder Fischer pro Tag nur 1 bis 2 Fische mitnehmen und die Jungfische durch Verzicht auf Naturköder besser schützen würde?
Nur ein winziger Punkt auf der Karte im Grenzgebiet Schweiz – Frankreich.
Ein kleines Bergseelein, das zwar in der Schweiz liegt, aber am einfachsten über eine sehr abenteuerliche Strasse und eine 25 minütige Bergtour in steilem Gelände über Frankreich zu erreichen
ist. Am See angekommen, sehen wir die ersten Ringe an der Wasseroberfläche und bald die ersten Fische. Cristies, Regenbogenforellen und als Spezialität Splakes (Speckled char X Lake char), eine seltene Kreuzung aus Bachsaibling und Namaycush, manchmal auch Brookinam
(Brooktrout X Namaycush) genannt. Die Splakes erweisen sich bald am bissfreudigsten, wobei
bissfreudig an diesem Tag sehr relativ zu verstehen war. Die Fische in diesem Kleinod, das von einer Gruppe von 17 Fliegenfischern gepachtet wird, waren sehr scheu und nur mit
feinsten Montagen und ausgeklügelten Methoden zum Biss zu verleiten.
Die beste Fangmethode hatte unser Freund Gilles, der mich mit einigen Freunden zu diesem tollen Ausflug eingeladen hatte. Gilles hat eine spezielle Methode für das Nymphenfischen auf Sicht
entwickelt. Eine sehr sportliche Methode, weil es dabei gilt, die Fische zu suchen und gezielt anzuwerfen. Neben dem Fischen waren selbstverständlich auch die kulinarische Seite und die
Kameradschaft nicht zu vernachlässigen. Der gute Tropfen Weisswein zum Apéro war bald getrunken und das feine Lammfilet von den natischer Bergen liessen sich auch unsere welschen Freunde
schmecken. Am Abend waren all unsere Kescher gefüllt. Kescher gefüllt an einem Fliegenfischer-Gewässer? Weit gefehlt, es waren keine Fische.
Auf dem Heimweg sahen wir zufällig einen Steinpilz am Wegrand stehen. Als wir ausgestiegen waren, erwies sich dieser nicht als einsamer Findling. In kürzester Zeit konnten wir viele
Steinpilze sammeln, die wir notgedrungen in unsere Kescher legen mussten. Ein nicht ganz alltägliches, aber sehr willkommenes Bild.
Im Juli steht für mich jeweils das Highlight der Fischersaison an. Der Ausflug mit unseren Kids zum Fischen am Bergsee. Da meine Kinder nicht so oft fischen wie ich, war ich als Guide echt gefordert. Insbesondere, was die Vorbereitung betraf. Von den Tagespatenten, über Sonnencreme, Brot, Wurst, Käse, Mineralwasser und Cola, bis hin zu Bienenmaden und Forellenteig musste alles beschafft und fein säuberlich gepackt werden. Wer will schon nach 90 Minuten Anfahrt und 30 Minuten Fussmarsch umkehren, nur weil er die Angelhaken vergessen hat?Schon vom Illpass her ist der Anblick des Illsees berauschend. Das smaragdgrüne Wasser und die Stille, die den abgeschiedenen See umgibt, üben auf mich eine magische Anziehungskraft aus. Wären da nicht die Staumauer und das vegetationslose Ufer vom nicht ganz gefüllten See, würde ich mich schon fast als Abenteurer in der Wildnis fühlen.
Der Illsee gehört zur Gemeinde Leuk. Er liegt etwa 5 km südöstlich von Sierre auf 2360 m ü. M. und hat eine Fläche von 0.21 km². Nur ein Teil des Wasserzuflusses ist natürlich, also Schmelz- und Regenwasser, der grösste Teil des Wassers wird über Oberems aus der Turtmänna in den See gepumpt. Mit jedem weiteren Schritt hinunter zum See wird die Anziehungskraft grösser. Als ich die ersten Ringe von steigenden Forellen erkennen kann, werden die Schritte unbewusst merklich schneller. Ich lasse mich von meiner Intuition leiten und führe unsere grossen Kinder ans Ende des Sees, wo ich tiefe Stellen mit hungrigen Cristivomern erwarte.
Wir nehmen unsere Plätze auf grossen Felsbrocken ein, wo es zum Glück auch schattige Stellen hat. Sobald die Sonne da ist, steigen die Temperaturen am See rasch an und bald hat es viele Fluginsekten nach denen die Regenbogenforellen gierig an der Wasseroberfläche schnappen. So gierig, dass unsere Namaycush-Köder kaum unbeschadet auf den Seegrund sinken können.
Mein Sohn fängt bald die erste Regenbogenforelle. Eine kleiner Fisch zwar, aber wunderschön. Alle Flossen sind perfekt ausgebildet. Das herrliche Schuppenkleid schimmert wie ein edler Silberbarren an der gleissenden Sonne. Rücken und Kopfpartie sind stahlblau. Ein perfekter Fisch, zweifellos aus Sömmerlingsbesatz.
Motiviert durch den ersten Fang, arbeiten wir weiter. Während meine Tochter die gemütlichere Technik des Grundfischens anwendet, versuche ich mein Glück mit weiten Würfen und langsamem Einziehen des Köders. Ich verwende Forellenteig und Bienenmaden.
Mein Sohn, wendet die gleiche Technik an und fängt schon bald die dritte, massige Regenbogenforelle. Alle drei Tiere sind relativ klein aber kampfstark und perfekt schön.
Langsam werde ich nervös. Als selbsternannter PESAAG (PErfect Swiss Alp Angling Guide) habe ich mir die Latte sehr hoch gesteckt. Zwei Stunden fischen und noch keinen Fisch gefangen! Das PE vom PESAAG muss ich mir heute wohl noch hart erarbeiten.Ich fische konzentriert weiter und suche systematisch die tiefen Stellen ab. Plötzlich habe ich einen heftigen Biss, ziehe weiter, noch ein Biss und …verliere den Fisch. Verständlich, dass mir so nahe der Sprachgrenze ein lautes „Merde“ aus tiefster Kehle entgeht. Das laute Echo ist mir fast peinlich. Ich mache mich für einen kurzen Moment so klein wie möglich und hoffe, dass das Echo in dieser stillen Bergwelt bald verhallt.Ob der Petrus wohl französisch spricht? Wie dem auch sei, mein befreiendes Fluchen wurde irgendwie erhört. Beim nächten Wurf zupfe ich den Köder fein ein und lasse ihn nach jedem Zupfen wieder bis auf den Grund sinken. Plötzlich ein Biss und mein erster Fisch ist gehakt. Ich ziehe ihn schnell, aber mit der nötigen Vorsicht ans Ufer. "Cristivomer...vomer...mer" hallt es durch die Bergwelt. So laut, dass sich alle Murmeltiere im Umkreis von zwei Kilometern in ihre Höhlen verkriechen. Und diesmal ist mir das Echo viel zu kurz und überhaupt nicht peinlich. Ich lande den Fisch und mein Sohn und meine Tochter sehen mich um Zentimeter wachsen.
„Endlich habe ich die richtige Stelle und die richtige Technik gefunden“ denke ich mir. Ich fische verbissen weiter und fange gleich noch eine zweite Cristivomer. Auch sie ist sehr schlank aber wie die Regenbogenforellen perfekt schön.
Leider ist es schon bald Zeit zum Aufbrechen. Wir nehmen den kurzen, steilen Anstieg hinauf zum Illpass unter die Füsse. Müde zwar, aber mit herrlichen Souvenirs im Kopf. Souvenirs, die uns hoffentlich sehr lange begleiten werden.
Auf das erste Wochenende im Juni sind die Walliser Fischer besonders gespannt. An diesem Wochenende ist traditionsgemäss die Eröffnung der Fischerei für die vielen Walliser Bergbäche und Bergseen angesagt. Während die Fischereieröffnung der Rhone im März von den Medien wahrgenommen wird, finden sich zur Fischereieröffnung im Juni erstaunlicherweise kaum irgendwelche Berichte. Dabei ist die Bergbacheröffnung für die rund 2700 Walliser Fischer das weit spannendere Ereignis, das über lange Zeit mit grosser Sehnsucht erwartet wird. Viele lösen ihr Fischereipatent erst für die Bergbach- und Bergseeeröffnung. Einen Eindruck zur Faszination des Bergseefischens zeigen die folgenden Bilder vom Geschinersee, die ich dieses Wochenende schiessen konnte. Der Geschinersee hat sich zu einem echten Eldorado für Fliegenfischer aus dem ganzen Wallis entwickelt. Am See wird deutsch und französisch gesprochen. Man gibt sich gegenseitig Tipps, hält einen kurzen Schwatz oder lädt sich zu einem Schluck Wein oder zum Picknick am See ein. Die in diesem Jahr für den See eingeführte Fangzahlbeschränkung auf 4 Fische und die Erhöhung des Fangmasses auf 30 cm Länge hat sich keineswegs negativ ausgewirkt. Im Gegenteil. Obwohl zu wenige Bachforellen vorhanden waren, um den See ordnungsgemäss zu besetzen, waren noch mehr Fischer als letztes Jahr am See.
Wer traut schon dem Aberglauben der alten Fischer, dass Neuschnee vor der Fischereieröffnung ein schlechtes Omen sei? Obwohl mancherorts noch Fasnacht angesagt war, säumten schon am frühen Morgen viele Fischer die Rhoneufer zwischen Brig und der Einmündung in den Genfersees. Gegen Mittag gingen bei mir die ersten Fangmeldungen aus dem Ober- und Unterwallis ein. Das höchste offizielle Resultat, das von einem Fischereiaufseher im Bezirk Leuk bestätigt wurde, waren 3 gefangene Fische. Wahrlich keine grosse Zahl. Die meisten Fischer hatten nur eine oder keine Forelle gefangen. Im Unterwallis sah es etwas besser aus. Aus dem Bezirk St-Maurice wurde mir gemeldet, dass ziemlich viele Fische gefangen wurden. Beim Mittagessen in der Fischzucht der Sektion Leuk erzählte man sich, dass ein Fischer unterhalb des Wehrs von Susten am Morgen 8 Fische gefangen haben soll und sehr grosse Fische gefangen wurden. Auch nur ein Gerücht? Die Grösse der Fische wurde mir bald bestätigt. Mehrere Fischer hatten tatsächlich grosse Fische gefangen und zeigten diese mit sichtlichem Stolz bereitwillig für einen Schnappschuss mit der Kamera her. Auf meinem Handy gingen einige Fotos von grossen Fischen ein. Weil viele Fischer am Nachmittag noch Fische fingen und ich selber bis gegen Abend noch keinen Fisch gefangen hatte, nahm ich den Aberglauben der alten Fischer als willkommene Entschuldigung für meinen Misserfolg an. Doch seht selber….
Es ist jedes Jahr dasselbe. Wie immer hat man sich geschworen, im Herbst, wenn das Wasser wieder klar und niedrig ist, die Rhone zu befischen. Und plötzlich stellt man fest, dass bis zur Schliessung der Fischerei an der Rhone nur noch wenige Tage übrig bleiben. Auch dieses Jahr war es so. Also beschlossen Stefan und ich, den letzten möglich Tag an der Rhone zu verbringen. Unser Entschluss, der alten Lady für ein paar Stunden unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken, sollte sich lohnen. Das Wetter war etwas wechselhaft aber wenn die Sonne schien, zeigte sich die wunderschöne Herbstlandschaft mit magisch sanften Farben und ich war voll motiviert, den Forellen nachzustellen. Wir fischten zuerst kurz oberhalb von Sierre. Dort ist die Rhone noch wild und das schöne Landschaftsbild wird nicht durch Kieswerk, Rhonewehr und Strassen- und Bahntrassee gestört. Kurzum eine herrliche Gegend. Wir konzentrierten uns auf die Stellen, wo die Rhone breit und nicht allzu flach ist. Dort konnten wir beim Spinnfischen unser ganzes Arsenal an Kunstködern so richtig spielen lassen. Gleich beim ersten Wurf hakte mein Freund Stefan eine herrliche, wildgewachsene Fario. Weil ich so überrascht von diesem schnellen Fang war, vergass ich den Fotoapparat richtig einzustellen, weshalb die schöne Forelle leider etwas bleich geworden ist. Wir versuchten viele Kunstköder in den verschiedensten Farben. Am meisten Bisse verzeichneten wir mit hellen Farben. Sobald die richtige Farbe gefunden war, ging der Reigen richtig los. Lady Rhone schenkte uns einen wildgewachsenen Fisch nach dem anderen. Die Fische waren nicht sehr gross, dafür hatten sie makellose Flossen und ein prächtiges Kleid, genau passend zu den herrlichen Herbstfarben. Nach etwa 2 Stunden wechselten wir die Stelle und versuchten unser Glück weiter oben im Pfynwald. Dort sieht die Gegend wie der Spielplatz von grossgewordenen Kindern aus. Grosse Bagger und Kräne stehen in einem riesigen Sandkasten herum und nach jedem Spieltag sieht die Landschaft etwas anders aus. Für uns war dies die Erklärung, warum es hier noch schwieriger war, die Rotgetupften an den Haken zu bekommen. Wir gaben unser Bestes und wurden von Lady Rhone weiter belohnt. Wieder konnten wir einige wilde Forellen haken. Neben einigen wildgewachsenen Forellen fingen wir auch einige Besatzfische, vermutlich Fische vom letzten Rhonebesatz, die mit der Strömung in den Pfynwald abgetrieben wurden. Etwas müde aber glücklich und mit herrlichen Erinnerungen verabschiedeten wir uns etwas schweren Herzens von unserer alten Lady. Sei gewiss, wir kommen wieder.
Die beiden letzten Wochenenden waren wir wieder mal beim Fliegenfischen am Canal de Fully. Persönlich konnte ich 3 Lehren ziehen:
1. Vorbereitung ist Alles:
Da die Rolle meiner Standart-Fliegenrute defekt war, fischte ich am ersten Sonntag mit der etwas härteren Streamerrute und stellte fest, dass ich die Fliege nicht genügend sanft ablegen konnte.
Es war mehr ein systematisches Verscheuchen der Fische als ein gezieltes Überlisten. Am zweiten Sonntag fischte ich dann wieder mit der Standart-Rute und konnte bedeutend mehr Fische an den Haken
bekommen. Die richtige Vorbereitung ist am Canal de Fully alles
2. Sag niemals nie:
Hätte man mich gefragt, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Stefan fing am gleichen Tag als "Beifang" beim Forellenfischen drei Aeschen. Zwar nicht sehr gross aber wunderschön und im Wallis schon fast an einen Sechser im Lotto grenzend. Noch gibt es sie: Aeschen im Wallis
3. Schöne Fische sind mehr Wert als grosse Fische:
Wenn ich das folgende Bild mit dieser herrlich schönen Fario betrachte, erübrigen sich dazu alle weiteren Worte.
Lange musste ich bei dieser Hitze überlegen, wo ich heute fischen gehen wollte. Da erinnerte ich mich wieder an meine Zeit als Bergbachfischer, als ich an schattigen Hängen hüfttief im kalten Wasser watete um den Forellen nachzustellen. Zwar bin ich bei Bergbächen immer sehr skeptisch, weil diese mit Naturködern leider zu oft zu rasch leer gefischt werden und somit wenig Spielraum für sportliches Fliegenschwingen mehr übrig lassen. Die Erwartung auf kühles Nass, gepaart mit prickelnder Spannung, liess meine Skepsis jedoch für einmal völlig verschwinden. Schon der Anmarsch durch die Aue zum Gommer Gebirgsbach war sehr schön und lud zum Verweilen und zum Fotografieren ein. Irgendwie bekam ich sofort eine gute Stimmung und war gespannt, was mich am grossen Wasser erwartete. Schon der erste Gumpen verhiess mit seinem blaugrünen Schimmer magische Momente. Wie so oft in dieser Saison montierte ich meine selbst gebundene Silberkopfnymphe mit der ich bisher viel Erfolg auf Bachforellen im schnellen Wasser hatte. Nun hiess es die Nymphe mit leichter Schnurspannung, aber mit möglichst wenig Drift, mit der gleichen Geschwindigkeit wie das Wasser zu führen. Ich war völlig erstaunt wie schnell ich die erste Rotgepunktete fangen konnte. War wohl nur ein grosser Zufall gewesen. Trotzdem verspürte ich grosse Motivation mein Glück weiter zu versuchen und entsprechend strengte ich mich an. Fast hinter jedem Stein war ein schöner Gumpen zu sehen. Die Farben und Formen am Wasser luden immer wieder zum Fotografieren ein und lenkten oft vom Fischen ab. Kaum legte ich den Fotoapparat weg und konzentrierte mich wieder aufs Fliegenfischen, hatte ich weitere Fänge. Meist waren es relativ kleine, dafür aber wild aufgewachsene Fische. Das schöne Kleid und die perfekten Formen der wilden Farios versetzen mich immer wieder ins Staunen. So sehr, dass ich auch etwas grössere Fische respektvoll zurücksetze. Ich hatte einen wunderschönen Nachmittag am Gebirgsbach, wie ich ihn schon lange nicht mehr erleben durfte. Bestimmt werde ich dieses Jahr trotz meinen negativen Meinungen gegenüber Bergbächen noch die eine oder andere Gebirgstour unternehmen. Sei es nur der herrlichen Walderdbeeren wegen!
Ich freute mich riesig, heute mal wieder eine Angeltour mit meinem Sohn David zu unternehmen. Eigentlich wollten wir an den Illsee fischen gehen, entschieden uns aber wegen den schlechten Wetterprognosen für den Totensee. Irgendwie waren die Fische, insbesondere die Cristis, nicht in Fresslaune. Umso mehr freute es mich, als David eine schöne Regenbogenforelle landen konnte. Bald regnete es stark. Die Temperaturen sanken und der Wind liess grosse Wellen aufkommen. Weil ein vernünftiges Fischen nicht mehr möglich war, beschlossen wir, unser Glück auf der Rückfahrt noch einen Moment am Ausgleichsbecken Zen-Binnen zu versuchen. Ich war froh, dass ich bald eine Fario landen konnte und für einmal unser Nachtessen und meine Ehre gerettet waren.
Am letzten Donnerstag war mal wieder Eglifischen am Genfersee angesagt. Wie am Jungfischerkurs versprochen, war diesmal auch mein junger Fischerfreund mit von der Partie. Die löbliche Besatzung ernannte ihn einstimmig zum Steuermann. Unser junger Capitano hatte ein gutes Gespür und zeigte schon bald in Richtung Eglischwärme, während ein Teil der Besatzung hinter seinem Rücken respektlose Spässchen trieb. Der Einzige der respektvoll mit unserem Capitano umgegangen war und auf seinen guten Riecher vertraute, wurde umgehend mit einem 30er Egli beschenkt. Unser Capitano war eher für die kleineren Fische zuständig. Dafür aber in recht grossen Mengen für diesen fischereilich sehr schwierigen Tag. Bravo Capitano.
Heute versuchte auch ich mein Petriglück am Totensee. Anfangs war das Wetter zwar schön aber doch recht kalt und die Fische liessen sich trotz mitgeschleppter Ködertasche durch nichts überlisten. Also hiess es zuerst mal einfach die herrliche Landschaft geniessen. Bald verschlechterte sich das Wetter zusehends und die vielen Touristen verkrochen sich in ihre warmen Autos. Ein feiner Nebel zog auf und Stille kehrte ein. Nur noch ein einziger Fischer war neben mir am See zu sehen. Genau diese Stimmung mag ich zum Fischen am liebsten. Und wenn die Stimmung stimmt, dann beissen bei mir die Fische am besten. Dies ist kein Witz, ich glaube zumindest fest daran. Bald hatte ich einige Cristivomer gefangen. Sehr klein zwar aber wild aufgewachsen und wunderschön.
Endlich Sommersonne und viel Wärme. Wir waren uns sicher, dass der erste richtige Sommertag in diesem Jahr auch unsere Freunde Stachelritter zu grosser Beisslaune verleiten würde. Also machten wir uns auf, um ihnen diesen Sommer das erste Mal so richtig auf die Schuppen zu rücken. Mit unserem kleinen Boot tuckerten wir gemütlich zum ersten vielversprechenden Spot, wo wir auch letztes Jahr viele kapitale Fische gefangen hatten. Ich verspürte sofort einige vielversprechende Zupfer und konnte gleich zwei kleinere Flussbarsche landen. Danach wurde es aber trotz grossem Einsatz und Ausprobieren von einem guten Dutzend verschiedenen Ködern ziemlich schnell ruhig und wir mussten die Stelle wechseln. Wir befischten das Seeufer von Bouveret und einzig mit der Gambe waren ein paar sehr kleine Fische, von uns liebevoll Jööhhh-Fische genannt, zu überlisten. Für etwas Abwechslung während der bedenklich stillen Zeit, in der man meint der See sei tot, sorgte ein kleines Dampfschiff das an uns verbeihustete und ein lustig gestalteter Glückwunschballon der den weiten Weg von Lausanne nach Bouveret schaffte und schliesslich von uns aus dem See gefischt wurde. Etwas enttäuscht begaben wir uns schliesslich nochmals zurück an die Stelle wo wir am Morgen mehrere kleine Eglis gefangen hatten. Irgendwo musste doch noch deren Mutter oder Grossmutter zu finden sein. Und tatsächlich. Schon nach wenigen Würfen landete Stefan den ersten grösseren Barsch und gleich einen weiteren.
Die Frage lag heute nahe: Fliegenfischen oder zur 1. Mai Demo nach Zürich? Ich entschied mich fürs Fliegenfischen obwohl eine Demo zum besseren Schutz unserer Gewässer durchaus auch angesagt gewesen wäre. Den Morgen verbrachte ich zusammen mit einem Fischerfreund mit Standart-Fliegenfischen auf Bachforellen. Obwohl uns einige Farios an den Haken gingen, stand wegen des starken Windes aber eher Montieren als Fischen im Vordergrund und wir fuhren bald heimwärts. Schade dachte ich, den freien Tag so rasch abzubrechen. Plötzlich kamen mir die Käfer in den Sinn, die ich extra fürs Aletfischen gebunden hatte. Ich musste sie einfach noch rasch ausprobieren. Nichts wie hin zum Kanal und vorsichtig herangetastet. Ein Wurf und sofort ein blitzschneller Biss. Die Schaumstoffkäfer schienen den Alets zu gefallen. Ein weiterer Wurf ein weiterer Alet. Und so ging's eine spannende Stunde lang weiter, bis der Wind mir definitiv einen Strich durch die Rechnung machte.
Offensichtlich war es Schutzpatron Petrus nicht entgangen, dass sich seine Jünger im letzten Jahr stark für die Erhaltung natürlicher Gewässer, für mehr Restwasser und für mehr Platz für die Rhone eingesetzt hatten. Wie sonst wäre es zu erklären gewesen, dass Petrus seine Jünger zur Fischereieröffnung mit so strahlendem Sonnenschein, so stahlblauem Himmel und so angenehmen Temperaturen beschenkt hatte. Schön am frühen Morgen standen ausserordentlich viele Fischer erwartungsvoll am Ufer der Rhone und warteten nach mehr als drei Monaten Fischereiabstinenz sehnsüchtig auf den lange ersehnten Startschuss in die neue Saison. Schon nach wenigen Würfen stellte sich vielerorts die erste Ernüchterung ein. Die Fische wollten ganz einfach nicht beissen. Einziger Lichtblick und Motivationsschub waren zwei Jungfischer aus St. Niklaus und Fischerfreund Ali aus Leukerbad die mit dem Mepps in Turtmann einige grosse Fische gefangen hatten. Zum Glück und zur Freude vieler gelangweilter Fischer tauchte auch der Wildhüter auf und wechselte mit jedem Fischer ein paar nette Worte. Trotz vielerorts leeren Fischerkörben herrschte unter den Fischer eine sehr gute Stimmung. Viel dazu beigetragen haben bestimmt auch die Kantinen der Fischervereine, die seit einigen Jahren günstige Verpflegung und gemütliches Beisammensein unter Gleichgesinnten garantieren.
Angesichts der heutigen Temperaturen und nächtlichem Schneefall bis auf die Waldgrenze waren wir nicht sehr optimistisch einen guten Fliegenfischertag zu verbringen. Trotzdem entschlossen wir uns an den Canal de Fully (Kanal zwischen Fully, Saillon und Leytron, deshalb auch kurz FSL genannt) fischen zugehen. Dieser Kanal hat sehr viele Fische und ist unter Fliegenfischern in der ganzen Schweiz äusserst beliebt. Hier acht Fische mitzunehmen ist unter den Fischern absolut verpönt. Fast alle Fischer setzen die meisten Fische konsequent und schonend zurück. Im Herbst unterhalten die Fischer die Laichgruben, damit die vielen nicht gefangenen Fische auf natürliche Weise Nachwuchs produzieren können. So hat es immer Fische, auch ohne massiven Massfischbesatz.Entscheidend für den Fangerfolg ist am FSL die Präsentation der Fliegen. Die Fische sind nämlich sehr scheu. Wer eine gute Wurftechnik beherrscht (besser als ich...!) wird bei guten Bedingungen Freudentage erleben, wie wir sie heute erlebt haben.
Eigentlich war heute ja Fronleichnahm. Weil mir meine Uniform um die Schultern etwas zu eng geworden war, entschloss ich mich zur Stachelritterjagd mit Freunden am Genfersee. Daisy, unser Hundemaskottchen, war dieses Mal auch mit dabei und sollte uns bald grosses Glück bringen. Schon nach wenigen Minuten konnte ich meinen ersten Stachelritter, einen fetten Burschen von etwas mehr als 500 Gramm Gewicht, überlisten. Kurz darauf liess sich ein weiteres schönes Egli verführen. Ab und zu biss auch eine hungrige Muschel, was uns aber nicht aus der Ruhe bringen konnte. Wir fischten konzentriert weiter. Die Fangmethoden passten wir ständig an. Während um uns herum alle Fischer mit Lauben auf Eglis fischten, versuchten wir es mit verschiedensten Kunstködern. Wir hatten zwar weniger Bisse, dafür fingen wir aber fast nur grosse Fische.
Selbst die jungen Schwäne staunten nicht schlecht, als sie uns schon am frühen Nachmittag heimwärts fahren sahen.
Hätten sie gewusst was für einen tollen Tag und wie viele Fische wir gefangen hatten. Sie hätten es wohl verstanden.
Am Samstag stellte ich mein Petri-Glück am Rotten in Brig und Visp und am Volki-Gillo auf die Probe. Es war schön die Fische zu beobachten....und auch meine Kollegen fingen zusammen nur einen einzigen Fisch. Irgendwo muss es doch beisswillige Fische geben dachte ich mir. Trotz samstäglichem Petri-Unglück und relativ kaltem Petri-Nieselwetter brach ich am Sonntag nochmals auf, um erneut mein Petri-Heil zu finden. Der renaturierte Kanal führte zwar nicht all zu viel Wasser, sah aber mit seinen Strukturen und den vielen Wasserpflanzen sehr lebendig und entsprechend verheissungsvoll aus. Mit leichtem Gerät und lediglich mit einigen Wobblern "bewaffnet" begab ich mich ans Wasser. Schon beim ersten Gumpen hatte ich einen Biss, schlug an und freute mich eine schöne "wilde" Bachforelle gelandet zu haben. Fünf weitere "Wilde" konnte ich in kurzer Zeit überlisten und eine offenbar weniger gut trainierte Besatzforelle versuchte x-mal vergeblich den Wobbler in der Strömung zu packen. Danke Petrus...nicht für's Wetter, aber für die schönen Fische. In der Pfanne sind sie übrigens nicht gelandet. Hier einige Fotos, leider nur in Handy-Qualität.
Letztes Wochenende waren wir bei mehr als 25 Grad noch auf dem Genfersee am Fischen. Viele Bootsbesitzer waren auf dem See und in der Bucht, in der wir fischten, nutzte eine schöne junge Frau den prächtigen Altweibersommer um nochmals im See zu baden. Die Konzentration zum Fischen war damit zumindest für mich, zugegeben etwas eingeschränkt. Gestern war die Temperatur nur noch 7 Grad. Weit und breit keine Boote und Schwimmerinnen mehr. Also entschieden wir uns gegen alle Regeln der Kunst, bei nasskaltem, wolkenverhangenem Wetter nochmals etwas konzentrierter auf Eglis zu fischen. Unsere erste Station war der Teich Mangettes in Monthey. Wir fragten uns, weshalb heute so viele Fischer am Teich waren. Die vielen Besatzforellen, die in grossen Schwärmen ihre Runden drehten gaben uns die eindeutige Antwort. Nachdem wir nur einige kleine Zupfer, dafür aber mehrere Hänger hatten, entschieden wir uns eine Station weiter zu fahren. Schnell an den Genfersee? Aber klar doch. Vom Bootssteg in St-Gingolph wurde weiter auf die Stachelritter gejagt. Wurf geradeaus, Spinnning. Wurf rechts, Spinning. Wurf links, Spinning, Wurf geradeaus, Spinning. So ging es mehr als eine Stunde ohne den kleinsten Zupfer. Plötzlich hatte Freund Stefan einen leichten Zupfer. Anhieb! Nichts! Kaum war ein kräftiges Sch.....ausgesprochen, nochmals ein heftiger Zupfer. Anhieb! Fisch! Stefan hatte ein Egli von mehr als 35 Zentimeter Länge am Haken. Weil wir, wie dumm, keinen Feumer dabei hatten, musste Stefan den Bootssteg hinunter klettern, während ich die Rute hielt. Ein paar Versuche den Fisch zu landen und plötzlich machte er sich mit einigen Schwanzschlägen davon. Aus seinen Maul schwamm frisch und fröhlich eine lebende Laube, die wohl den feinen Zupfer verursacht hatte und die der Barsch mit einem heftigen Biss verschlucken wollte. Nach diesem Down wollten wir heute wenigstens noch ein Up erleben. Wir entschieden uns, zum Teich Rosel in Martigny zu fahren, um unser Glück aufs Neue zu versuchen. Das Wetter war nun etwas besser und der Teich hatte eine schöne Farbe, die sich schön von der herbstlichen Umgebung abhob. Um unserem Glück etwas nachzuhelfen, kam gleich die ganze Ködertasche mit Wobblern und diversen Gummifischen und Twistern mit. Heute wollte ich mich ganz bewusst auf meine 3-Inch-Twister verlassen, obwohl ich bisher den ganzen Tag noch nicht einen müden Zupfer hatte. War es die falsche Farbe? War die Führung des Köders zu schnell? Zu tief? Oder waren die Twister am Ende doch viel zu gross? Ich fischte in den Farben Milky Salt & Pepper, Chartreuse, Gold Shad und zu guter Letzt in der Farbe Watermelon Seed. Wie immer hiess es: Weiter Wurf, absinken lassen, Spinning. Weiter Wurf, absinken lassen, Spinning. Lange Zeit hatte ich keine Bisse. Plötzlich ein leichtes Ziehen. Sofort Anhieb. Biss und Fisch. Ich spürte schon beim Drill, dass es sich um einen grösseren Fisch handeln musste und vermutete einen Weissfisch. Die Freude war gross, als sich ein kapitales, wunderschönes Egli an der Wasseroberfläche zeigte. Schnell ein Foto mit dem Handy. Fürs Messen hatte es in der Eile leider nicht gereicht.
Für mich gehörte der so genannte, sagenhafte Abendsprung bisher eher ins Reich der Märchen und Fabeln. Am späten Sonntag Nachmittag ging ich zur Entspannung kurz ans Galdi zum Fliegenfischen. Die herrliche Abendstimmung veranlasste mich, etwas länger als geplant zu Fischen. Nach mässigem Erfolg mit verschiedenen CDC-Trockenfliegen wechselte ich auf einen schwarzen Emerger mit schneeweissen Flügeln. Und plötzlich ging die Post ab. In kurzer Zeit konnte ich viele, vor allem junge, "wilde" Forellen landen. Eine wunderschöne, nicht allzu grosse, braungelbe Bachforelle mit erdbeerroten Punkten war die Krönung des Abends. Wahrlich, ein sagenhafter Abendsprung.
Nach so vielen heissen Spätsommertagen und einer langen Bergseeabstinenz freute ich mich riesig, am letzten Sonntag mit Freunden endlich wieder die Jagd auf Cristis aufzunehmen. Für alle
Nichtwissenden sei gesagt, dass ich keinesfalls beabsichtigte Christen zu verfolgen, sondern lediglich kanadische Seesaiblinge, sogenannte Namaycushs.
Weil diese oft die tiefen, felsigen Stellen im See bewohnen, installierten wir uns an einem steilen Hang auf einem hohen Felsen. Nur so war es möglich die tiefen, weit aussen im See liegenden
Stellen mit weiten Würfen zu erreichen.
Der See war totenstill und keine Forelle stieg nach Mücken. Nicht sehr verheissungsvoll. Ein Wurf, noch ein Wurf.....Biss. Mein Freund hakte die erste Cristi und mit einem Mal stieg die Hoffnung,
heute doch noch einen erfolgreichen Tag am Bergsee zu verbringen.
Entsprechend motiviert fischten wir weiter. Wurf, Sbirolino langsam absinken lassen, Rutenspitze beobachten, ein leichtes Zittern und....Anhieb.
Zu der einen Cristi gesellten sich bald weitere, wunderschöne Exemplare mit tadellos schönen Flossen und einer herrlichen Zeichnung. Kein Zweifel, so genannte wilde Fische, die als Sömmerlinge im
See besetzt wurden. Herrlich.
Ich denke, die Jagdsaison auf die Cristis ist nun definitiv eröffnet. Oder?
Während in vielen anderen Kantonen die Liebhaber der Bergseefischerei bereits damit beschäftigt sind, ihre Fischerutensilien für die unerträglich lange Winterpause einzumotten, fängt für viele
Walliser Fischer die schönste Zeit im Jahr an. Die 25 Bergseen laden umgeben von frisch verschneiten Gipfeln und Landschaften in den schönsten Herbstfarben dazu ein, bis am letzten Sonntag im
November befischt zu werden. Und als würden sie den Geschmack von Mottenkugeln fürchten wie der arme Teufel den sauren Wein, zieht es die Walliser Petrijünger im Herbst nochmals hinauf zu den
Bergseen an die frische, klare Luft. Diese lässt die Berge noch viel näher und höher und die Seen wie kleine Smaragde in der einsamen Gegend erscheinen. Einer dieser tiefblauen Smaragde ist der
Lac de Tanay im französischsprachigen, untersten Teil der „République du Valais“.
Ausgangspunkt für einen Ausflug zum See ist das Städchen Vouvry, das auf seiner Homepage ausgerechnet unter der Rubrik „Loisirs“ (Erholung) den Fischerverein der Sektion Monthey erwähnt, der für
den arbeitsintensiven Besatz des Sees verantwortlich ist. Von Vouvry führt eine Bergstrasse über den Weiler Miex zum Parkplatz Le Flon. Dieser liegt auf rund 1050 m.ü.M. und kann mit dem Auto
oder dem Postauto ab Vouvry erreicht werden. Ab dem Parkplatz wird der Weg zur Alpsiedlung nach Tanay sofort sehr abenteuerlich. Entweder vertraut man sich einem Taxi an, das vom Parkplatz aus
bestellt werden kann, oder man fährt selber die Naturstrasse nach Tanay hoch, die allerdings so eng und steil ist, dass sie nur von geübten Fahrern und Fahrzeugen mit Vierrandantrieb und
Untersetzungsgetriebe befahren werden darf. Wer diese achterbahnähnliche Fahrt vermeiden will und seine Adrenalinschübe lieber beim Fischen auslebt, wählt den etwa einstündigen, steilen Wanderweg
durch den Wald.
Am Col de Tanay auf 1440 m.ü.M. angekommen, tut sich einem eine neue Welt auf. Man ist froh, wieder flachen Boden unter den Füssen zu haben und so ist der zehnminütige Spaziergang hinunter zum
westlichen Teil des Sees eine echte Wohltat. Das kleine Paradies um den See ist seit den 60er Jahren Naturschutzgebiet und bekannt als Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Fern von
jeglichem Massentourismus zieren Alpenrosen, Bergfeilchen, Weidenröschen, Türkenbund und Eisenhut den Weg. Mit etwas Glück erspäht man in den kleinen, dunklen Weidentümpeln auch den seltenen
Alpensalamander. Rechts am Weg erblickt man kurz vor der Alp Tanay durch die Fichtenspitzen endlich den Bilderbuch-Bergsee mit seinem geheimnisvoll, blauschwarzen Wasser. Der See wird jedes Jahr
mit rund 25‘000 Sömmerlingen besetzt. Die kleinen Regenbogenforellen, Cristivomer (so nennt man den Namaycush im Wallis) und Saiblinge entwickeln sich dort zu wunderschönen Tieren, deren Flucht-
und Fressverhalten fast jenem von wild aufgewachsenen Fischen entspricht, die deshalb nicht immer ganz einfach zu fangen sind. Während 2001 noch rund 1200 Salmoniden gefangen wurden, hat sich die
Fangzahl in den letzten Jahren auf etwa 600 reduziert. Grund dafür ist sicher der ausgezeichnete Eglibestand, der sich seit einigen Jahren hartnäckig im See breit gemacht hat und sich trotz
Versuchen mit Reusenfang nicht mehr merklich dezimieren liess.
Viele Fischer aus der näheren Region möchten im Lac de Tanay am liebsten nur Salmoniden fangen, für andere Walliser Petrijünger stellt der Eglifang eine willkommene Abwechslung dar, weil
abgesehen vom Genfersee nur an sehr wenigen Teichen in der Rhoneebene dem Stachelritter nachgestellt werden kann. Auf Forellen und Saiblinge bringt am ehesten Spinnfischen mit weiten Würfen den
ersehnten Erfolg. Am besten dazu geeignet sind Sbirulinos mit einem Wurfgewicht von 15 – 20 Gramm und einer Lauftiefe von 1 – 2 Metern. Als Köder kommen Bienenmaden, Elritzen oder formbarer Teig
in den Farben Weiss und Grün zum Einsatz. Auch grössere Eglis können, wenn die Angelstelle oft gewechselt wird, dem gejiggten Wobbler kaum widerstehen. Am besten, man nimmt gleich eine Ausrüstung
zum Spinn- und eine zum Wobblerfischen mit und wechselt die Fangmethode etwa stündlich.
Wer nach einem spannenden Angeltag eine wildromantische Nacht am Lagerfeuer verbringen möchte, kann sein Zelt am Westende des Sees, wo sich übrigens auch der beste Angelplatz befindet,
aufstellen. Die Bewilligung für den kleinen Zeltplatz kann man in der Auberge-Refuge du Grammont in Tanay beziehen. Hier gibt es auch Tages- oder Wochenendpatene und wer vergessen hat, seinen
Fendant und seinen Walliser Raclettekäse selber mitzunehmen, kann sich in einem der drei kleinen Restaurants mit welschem Charme verwöhnen lassen.
An diesem ersten Sonntag im März wurde jeder Walliser Petrijünger grausam bestraft, der sich am Vorabend zu lange der Fastnacht hingegeben hatte. Am Morgen war es zwar noch etwas kalt, aber schon die ersten wärmenden Sonnenstrahlen kündeten einen Tag wie im Bilderbuch an. Die Fische waren in bester Fresslaune und trugen damit zusammen mit dem stahlblauen Himmel und dem schnapsklaren Wasser viel zur guten Laune der Fischer bei. So war es wenig verwunderlich, dass man mittags in den feinen Kantinen der Fischereisektionen Scharen von Petrijüngern mit ihren Familien antraf.