Zumindest für mich fing die Reise nach Bosnien schon recht abenteuerlich an. Der nette Beamte an der bosnischen Grenze wollte mich nicht einreisen lassen, weil ich keine Versicherungskarte hatte.
Kein Wunder fühlte ich mich wie jemand, der zu Zeiten des kalten Kriegs mit wehender USA-Fahne an der russischen Grenze stand. Nachdem wir das halbe Dorf abgelaufen hatten, um jemanden zu finden,
der Versicherungskarten verkauft, fanden wir eine winzige Versicherungsagentur keine 10 Meter vom Grenzposten entfernt. Der nette Beamte hatte wohl vergessen, uns diesen durchaus brauchbaren
Hinweis mit auf unseren Leidensweg zu geben. Irgendwie hatte er in der Zwischenzeit wohl realisiert, dass wir Fischer sind. Als wir mit der Versicherungskarte keuchend zu ihm an den Posten kamen,
fragte er uns, wo wir fischen werden. Sofort war das Eis gebrochen. Jetzt fand ich den Beamten zum ersten Mal wirklich nett. Er zückte sein Handy und zeigte uns die ganze Palette seiner kapitalen
Fänge. Und weil er offensichtlich ein guter Fischer ist, wurde die Wagenkolonne vor dem Grenzposten immer länger.
Die Weiterfahrt nach Gornji Ribnik, wo wir unsere Zimmer im Hotel Komuna gebucht hatten, war sehr angenehm. Zwischen den weiten Hügeln zeigten sich bald schöne, wildbelassene Gewässer. Jetzt
gegen Abend waren sie mit einem feinen, mystischen Nebelschleier überzogen. Dass dies die beste Stimmung für eine erfolgreiche Aeschenpirsch war, erfuhren wir erst später von unseren beiden
Guides Velibor und Ivan. Velibor ist einer der bekanntesten und weltweit wohl erfolgreichsten Huchenfischer. Er stammt aus Montenegro, lebt heute in Deutschland und spricht mehrere Sprachen
fliessend. Ivan zu beschreiben ist etwas schwieriger. Fischereiliches Multitalent trifft auf die Beschreibung seiner Person wohl am besten zu. Er ist bekannter Fliegenbinder,
Fliegenwurfinstruktor, Erfinder der so genannten Bambula-Fliege und der wohl erfolgreichste Seeforellenfischer in seiner Heimat Serbien. Noch nie habe ich einen Guide gesehen, der bei schwierigen
Verhältnissen mit so viel Ausdauer so viele Fische fangen kann. Besonders erfolgreich waren seine kleinen, sehr spärlich bestückten Fliegen. So etwa die Lastsight, eine sehr simple Fliege, die
nur mit ganz wenigen Hasenhärchen am Körper und einer feinen Grizzlihechel am Kopf gebunden war. Velibor und Ivan hatten es nicht ganz einfach mit uns. Das Wetter war tagsüber häufig zu sonnig,
um wirklich erfolgreich fischen zu können. Die Fische waren träge, meist erst gegen Abend richtig, und dann nur für kurze Zeit, wirklich aktiv. Zudem hätten die Erfahrungen von Andy, David, Richi
und mir, was das Fliegenfischen betrifft, wohl kaum unterschiedlicher sein können. Während Richi noch fast Anfänger ist, haben David und Andy schon mehr Erfahrung. Am meisten mit der Fliegenrute
unterwegs bin zweifellos ich, was aber nicht zwangsläufig auch heissen sollte, dass ich in dieser Fischerwoche auch der erfolgreichste Fischer war. Die Flüsse, die wir befischten, entspringen
allesamt Karstquellen. Typisch für diese Flüsse ist das kristallklare Wasser und das reiche Nahrungsangebot für Fische. Das Wasser im Quellbereich hat Trinkwasserqualität. Die Temperatur der
Flüsse ist über das Jahr fast konstant und beträgt je nach Ort zwischen 8 und 12 Grad Celsius. Die Gewässer sind wunderschön, sehr naturbelassen und wild. Störend wirkten für mich einzig die
vielen Abfälle, die durch das schnapsklare Wasser am Grund der Gewässer häufig zu sehen waren. Wohl Relikte aus vergangenen Zeiten, wo man noch alles, was nicht mehrgebraucht wurde, gedankenlos
ins Wasser warf. Die ersten zwei Tage am Ribnik waren für mich noch einigermassen erfolgreich. Der Ribnik ist ein 5 Kilometer langer Fluss, der mit einer Wassertiefe von 20 bis 100 Zentimeter
sehr leicht zu bewaten ist. Es hat viele Insekten und ganze Schwärme von grossen Steinfliegen. Die vielen Graureiher, die auf den Bäumen auf den Einbruch der Dunkelheit warten, sind verlässliche
Zeugen für den sagenhaften Fischbestand. Bewegt man seine Füsse im kiesigen Flussbett, sieht man sich umgehend mit mehreren kapitalen Aeschen bis zu 50 Zentimeter Länge konfrontiert. Ein
unglaubliches Spektakel. Eine der vielen Aeschen oder Bachforellen zu fangen, ist dann aber leichter gesagt als getan. Der Fischereidruck ist sehr gross und die Tiere entsprechend vorsichtig. Ich
glaube, dies ist der Grund, weshalb hier fast nur «Balkanfishing» mit Trockenfliege angewendet wird. Bei dieser Technik wird stromabwärts gefischt. Die Hauptschnur wird beim Werfen verlängert,
die Fliege aber schliesslich mit einem Rückziehen der Hauptschnur fast vor die eigenen Füsse abgelegt. Durch Nachgeben der Hauptschnur ist es so möglich, die Fliege sehr lange und ohne störende
Drift über das Wasser gleiten zu lassen. Die Fische saugen die Fliege meist erst nach einigen Metern «fliessen» ein. Upstreams habe ich auch gefischt und gleich beim ersten Versuch in kurzer Zeit
eine schöne Bachforelle und eine etwas grössere Aesche gefangen. Allerdings war die Balkan-Downstream-Methode schliesslich dann doch viel erfolgreicher. Den dritten Tag verbrachten wir an der
Pliva, einem rund 30 Kilometer langen, breiten Fluss. Hier konnten wir von der Brücke bei Pljeva zwar viele grosse Fische beobachten, die Fänge waren aber eher dürftig. Ausser ein paar kleinen
Bachforellen konnte ich keine Fische fangen. Auch meine Freunde waren nicht in der Lage eine der vielen grossen Aeschen oder Bachforellen zu überlisten. Dafür wurden wir mit einem feinen Zvieri
überrascht. In einem winzigen, sehr einfach gehaltenen Stübchen servierte uns die ältere Frau zuerst eine selbstgemachte, nahrhafte Suppe. Der Topf wurde einfach auf den Tisch gestellt und jeder
bediente sich, wie in einer grossen Familie, selber. Dann folgte eine riesige Fleischplatte, auf der gegrillte Würstchen, geschmorter Braten und andere nicht vegetarische Leckereien aufgehäuft
waren. Dazu wurden so richtig fein schmeckende, frische Tomaten und Salat aus dem eigenen Garten serviert. Einfach, aber himmlisch gut und sehr preiswert wie alles was wir in dieser Woche
geniessen konnten. Den vierten und sechsten Tag verbrachten wir an der Sanica, einem eher schmalen, 20 Kilometer langem Fluss, der von drei Karstquellen gespiesen wird. Während ich nur wenige
Fische fing, hatten meine drei Freunde mehr Erfolg und ich fragte mich, ob ich mich mittags, beim Aufruf des Muezzin doch besser für ein kurzes Bittgebet nach Mekka hätte richten sollen. Wie dem
auch sei. Ausgerüstet mit Ivans tagesaktuellem Fliegengeheimtipp für Aeschen, einer sehr kleinen Ameise mit Red-Tag, hakte David am späten Nachmittag auch ohne Bittgebet fast bei jedem Wurf eine
kleinere Aesche. Sehr speziell war auch der vierte Tag. Wir fuhren an die Sana in der Nähe von Kljuk. Die Sana ist rund 140 Kilometer lang und mündet bei Novi Grad in die weltbekannte Una. Weil
die übrigen Fische nicht sehr aktivwaren, entschlossen wir uns, mit Ivans legendärer Bambula-Fliege auf Alets zu fischen. Eine äusserst spannende Sache mit durchschlagendem Erfolg. Andy, der mit
Ivan unterwegs war, fing viele Alets. Darunter auch einen kapitalen von mehr als 50 Zentimeter Länge. Auch ich konnte aus dichtem Gestrüpp heraus eines der sehr sensiblen Tiere überlisten. Der
Preis dafür waren viele Mückenstiche, juckreizende Arme von den vielen Brennnesseln und angelaufene Brillengläser von der schweisstreibenden Arbeit am Wasser. Den Abend verbrachten wir mit einer
kurzen Session Huchenfischen an einem gepachteten Revier an der Sana. Hier jagen grosse Huchen nach den vielen Nasen, die tagsüber wegen ihren rollenden Bewegungen gut zu sehen sind. Das
Huchenfischen bei völliger Dunkelheit ist eine ganz besonders spannende, geheimnisvolle und wegen der grossen Streamer sehr kräftezehrende Angelegenheit. Wie lange diese spannende Fischerei noch
betrieben werden kann, steht aber in den Sternen. Leider sind die sonst schon sehr selten anzutreffenden Huchen durch den Bau verschiedener, geplanter Kraftwerke stark gefährdet. Insgesamt ziehe
ich trotz meinen mässig vielen Fängen eine durchaus positive Bilanz. Die Leute sind eher zurückhaltend aber sehr nett. Unsere Guides leisteten vorbildliche Arbeit und lieferten sehr wertvolle
Tipps. Essen und Unterkunft waren ausgezeichnet. Die Gewässer haben einen sensationellen Fischbestand mit verschiedenen Fischarten und wer mit Ausdauer und Geschick fischt, wird früher oder
später bestimmt mit dem Fang einer der vielen kapitalen und teils wildgewachsenen Fische belohnt.
Wie immer hatten wir unsere Fliegenfischerreise auch dieses Jahr schon frühzeitig geplant. Schliesslich wollten wir die Vorfreude darauf intensiv und lange auskosten. Slowenien war für uns absolutes Neuland. Wir hatten zwar einiges über die weltberühmte Soca, deren Nebenbäche und die darin lebenden, sagenumwobenen Marmoratas gelesen. Richtig bewusst war uns aber nicht, auf welches fischereiliche Abenteuer wir uns einlassen würden.
Unsere Unterkunft war das Pri Kafolu. Ein gemütlicher, sehr empfehlenswerter Familienbetrieb im kleinen Dorf Prapetno, etwas südlich von Tolmin. Unsere Guides Leslie und Karim von Slo-Fly holten uns am ersten Tag ab. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. David und Richard versuchten ihr Glück mit Karim an der Lepena, während Andy und ich mit Leslie an der Upper Soca unterwegs waren. Wie fast alle Gewässer in Slowenien waren auch diese beiden glasklar. Der typisch weisse Kiesgrund gibt dem Wasser die wirklich atemberaubend schöne, grünblaue Farbe. Obwohl die beiden Gewässer mit sehr vielen und teilweise sehr grossen Regenbogenforellen besetzt waren, erwies sich die Fischerei als recht schwierig. Vermutlich war der Fischereidruck dort einfach zu gross.
Besonders eindrücklich war an den ersten zwei Tagen die Fischerei auf eine etwa sechzig Zentimeter lange Marmorata, die es sich in einem kleinen Gumpen sehr gemütlich gemacht hatte. Gut getarnt hinter einem grossen Stein befischten wir sie während fast zwei Stunden. Zwar ohne Erfolg, dafür aber bei jeder Annäherung des Fisches an unsere Fliegen mit Adrenalinschüben, wie ich sie noch selten erlebt hatte.
Die nächsten Tage verbrachten wir an der unteren Soca, Baca, Ucja und Tolminka, die wir von unserem Hotel in etwas mehr als einer halben Stunde Autofahrt erreichen konnten. An der Baca konnten wir einige Hybriden (Kreuzung aus Marmorata und Bachforelle) eine Marmorata und eine kleine Aesche überlisten. Besonders schön, aber auch sehr anstrengend war die Fischerei an der Ucja, die wir ab der Landesgrenze zu Italien befischten. Dieser Bach hat glasklares Wasser mit wirklich riesigen, traumhaft schönen Gumpen, die teilweise erklettert werden müssen. Hier hatten wir relativ viele Fische gesehen. Allerdings waren sie sehr scheu und nur schwer zu überlisten. Trotzdem gingen uns einige wenige Fische an den Haken.
Was die Fischerei in Slowenien betrifft, sind meine Erfahrungen etwas zwiespältig. Zugegeben, die Landschaft und die Gewässer sind allesamt atemberaubend schön und bestimmt gibt es immer noch intakte Chancen eine wirklich grosse Marmorata zu fangen. Jedoch findet man entweder sehr schwierig zu befischende Gewässer mit nicht sehr zahlreichen und sehr scheuen Wildfischen oder Gewässer mit zu massivem Regebogenforellenbesatz. Das fischereiliche Mittelmass hatte ich ehrlich gesagt etwas vermisst. Geblieben sind mir aber die Erinnerungen an unsere tollen Guides, an die netten Leute und das feine Essen in unserem Hotel und an die tolle Kameradschaft in unserem Team. Dinge, die mich schon jetzt wieder beflügeln, unsere nächste Reise zu planen.
Sehr intensiv hatten wir uns auf das Abenteuer Schwedisch Lappland vorbereitet. Schliesslich wollten wir die nächsten zehn Tage zeltend in der letzten Wildnis Europas verbringen. Was dies genau bedeutete, wurde uns erstmals richtig bewusst, als wir mit dem Heli von Kiruna in Richtung erstes Zeltlager flogen. Schon nach wenigen Kilometern versagte der Handyempfang und es war keine Spur von Zivilisation mehr zu sehen. Unter uns nur noch das weite Fjäll mit atemberaubenden Fluss- und Seenlandschaften. Ab und zu ein paar Rentiere, welche auf den kargen Böden weideten.
Im ersten Zeltlager nordwestlich von Kiruna wartete bereits unser Guide Grim Wiklund auf uns. Er hatte schon die Zelte aufgeschlagen, damit wir noch an diesem Tag mit Fischen beginnen konnten. Grim bevorzugte das Fliegenfischen mit Streamer. Er erzählte uns, dass er mit dieser Technik bisher die grössten Fische überlisten konnte. Als er uns die Fotos von seinen prächtigen Bachforellen zeigte, glaubten wir ihm sogar, dass er diese fast immer nach Mitternacht gefangen hatte.
An den ersten drei Tagen war das Wetter nasskalt und neblig. Wir fingen kleinere Aeschen und etwa ein Dutzend schöne Bachforellen bis 45 Zentimeter Länge. Ein paar grössere Exemplare verloren wir an einem engen, von hohen Felsbrocken gesäumten, Flussbereich beim Einholen in der starken Strömung. Als die Fänge nach drei Tagen etwas nachliessen, entschlossen wir uns, die Zelte abzubrechen und ein neues Lager weiter nordwestlich aufzuschlagen.
Wie gut die ganze Reise von Pukka Destinations organisiert war, zeigte sich auch bei diesem Vorhaben. Der Pilot von Artic Heli holte uns pünktlich ab und setzte uns nach etwa zwanzig Minuten Flug sicher im dichten Gestrüpp ab. Dass uns für diesen Extraflug keine zusätzlichen Kosten verrechnet wurden, erfuhren wir erst später.
Hier im zweiten Camp waren die Bedingungen etwas anders. Es hatte fast keine Birken mehr, dafür an einzelnen Stellen hohe Büsche und dort wo es keine Büsche gab, mehrere Zentimeter dickes Moos. Mir kam es vor, als bewegten wir uns auf und ab federnd wie die Astronauten beim ersten Betreten des Mondes. Auch der Bach hatte eine andere Struktur. Obwohl er stellenweise bis zu 30 Meter breit war, gab es tiefe, dunkelblau schimmernde Stellen. Ob hier die grossen Aeschen auf uns warteten? Hoffnungsvoll wechselte ich vom Streamerfischen auf Fischen mit Nymphe und Trockenfliege. Im klaren Wasser verwendete ich Vorfachschnüre aus Fluorcarbon. Weil ich hier wirklich grosse Fische vermutete, jedoch nicht unter 0.22 Millimeter Dicke. An einer Bachkrümmung, nicht weit von unserem Zeltlager entfernt, machte ich die ersten Würfe. Eine kleinere Aesche die nach meiner Rehhaar-Trockenfliege stieg, motivierte mich, diese Stelle intensiv zu befischen. Schon nach wenigen Würfen war das Glück auf meiner Seite. Eine grosse Aesche schnappte sich meine Fliege und zog gewaltig an meiner 5er-Rute. Es war ein starker Fisch von etwas mehr als 50 Zentimeter Länge. Eigentlich wollte ich die schöne Aesche zurücksetzten, aber meine Freunde überredeten mich, heute Abend eine nach Thymian riechende Thymallus thymallus auf dem Teller zu haben. Grim, der neben dem Guiding auch für unser leibliches Wohl verantwortlich war, kochte eine feine Aeschen-Fischsuppe, die uns noch fast besser schmeckte als sein hervorragendes Rentiergeschnetzeltes. Den Abend verbrachten wir für einmal nicht beim Fischen, sondern am Lagerfeuer. Während im Westen noch die Sonne schien, war im Osten bereits der Vollmond aufgegangen. Eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre, die uns dazu verleitete, etwas mehr als die übliche Tagesration von zwei Bier und einem kleinen Glas Whisky zu trinken. Ganz dunkel wurde es nie. Dafür aber sehr kalt. Bitterkalt, wie wir es uns nicht vorgestellt hatten. Weil das Gewicht im Heli beschränkt war, hatten wir nicht nur wenig Alkohol mitgenommen, sondern dummerweise auch bei der Dicke unserer Schlafsäcke gespart. So kam es, dass ich mit Thermowäsche, Jeans, zwei Fleecejacken und meiner Watjacke bekleidet versuchte, einigermassen ruhig zu schlafen.
Die Fischerei im zweiten Camp war ergiebiger. Wir fingen alle ziemlich viele Aeschen, dafür weniger Bachforellen. Jonas, der relativ wenig Erfahrung im Fliegenfischen hatte, fing die meisten Fische. Wohl deshalb, weil oberhalb des Polarkreises offensichtlich die grosse Ausdauer mehr gefragt war, als die beste Wurftechnik. Grim landete bei einem seiner nächtlichen Ausflüge tatsächlich eine prächtige 50er-Bachforelle und David hatte am letzten Tag eine schöne Überraschung. Hinter einem grossen Stein hakte er eine fast 50 Zentimeter grosse Bachforelle. Zum Glück war ich in der Nähe und konnte sein breites Grinsen und seinen Traumfisch mit meinem Weitwinkelobjektiv für die Nachwelt festhalten.
Schwedisch Lappland war für mich eine traumhafte Erfahrung. Wildnis, Ruhe und Zufriedenheit pur. Wir hatten eine gute Fischerei mit einigen herausragenden Fängen und unsere Freundschaft wurde noch weiter bestärkt. Unser Dank gebührt unserem Reiseorganisator Pukka Destinations und unserem Guide Grim, den wir als guten Freund in Erinnerung behalten werden.
Zufällig war ich auf eine Reportage zur Fliegenfischerei im Torrente Mastallone bei Varallo Sesia gestossen. Die wunderschönen Bilder liessen mich nicht mehr los. Ich musste diesen Bach einfach sehen. So machte ich mich mit meinem Freund Stefan auf den Weg. Die Fahrt über den Simplon und durch kleine Dörfer bis hinauf nach Varallo Sesia dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Die Fischerlizenzen kauften wir uns im Caffè Stazione. Es war nicht ganz einfach, an der engen Bergstrasse einen Parkplatz zu finden. Schliesslich fanden wir aber einen Ort wo wir parken und die Schlucht hinabsteigen konnten. Kaum hatten wir unsere Wathosen angezogen, kam der Fischereiaufseher vorbei. Wir und offenbar auch unser Lizenzverkäufer wussten nicht, dass die Anzahl Fischer pro Tag auf dem Catch & Release – Abschnitt beschränkt ist und wir uns vorher mit dem Aufseher hätten telefonisch absprechen sollen. Zum Glück war er sehr nett, gab uns wertvolle Tipps und liess uns schliesslich doch noch fischen. Die Fischerei war anfangs anspruchsvoll. Je weiter wir aber den Bach hinauf wateten, desto grösser wurden die wunderschönen, langgezogenen Gumpen mit bis zu schätzungsweise maximal drei Meter Wassertiefe. Die Fische liessen sowohl mit Nymphen als auch mit Trockenfliegen bei guter Präsentation relativ leicht überlisten. Wir fingen mehrere grosse Bach- und Regenbogenforellen und eine Marmorata. Den grössten Fisch verlor ich nach kurzen Drill, weil er sich nach einem heftigen Richtungswechsel von meiner ungespannten Schnur lösen könnte. Nicht nur deshalb wird dieser herrliche Sommertag lange in guter Erinnerung bleiben.
Die Fischerei war sehr schwierig. Die Fische wollten einfach nicht beissen und allmählich waren wir mit unserem Fischerlatein am Ende. Mein Freund Stefan erinnerte sich an eine sensible Fischereimethode, bei der man selbst feinste Bisse spürt und unverzüglich mit einem Anhieb quittieren muss. In einem lang gezogenen Gumpen mit grünem Wasser wartete seine Schönheit mit einem wunderschönen Kleid auf ihn.
Mein erstes, selbstgemachtes Video sagt hoffentlich mehr als tausend Worte.
Trotzdem möchte ich von meinem bisher grössten Fang einer wildgewachsenen Fario berichten. Bereits letztes Jahr hakte ich an der selben Stelle in der Salzach einen grossen Fisch. Mein Freund David, der etwas unterhalb von mir stand, sah das grosse Tier, als ich es aus der starken Strömung gegen das Ufer ziehen wollte. Nach einer Flucht zurück in die Hauptströmung schlitzte der Haken aus und mein Traum von einer wirklich grossen Fario entschwand in den unergründlichen Tiefen der Salzach. Natürlich stand ich dieses Jahr bereits am ersten Tag früh am Morgen an der selben Stelle. Ich wollte diesen Fisch unbedingt überlisten. Schon der erste Wurf brachte Erfolg. Ich hakte einen Fisch und spürte gleich, dass es sich etwas ganz Besonderes handeln musste. Ich hatte Glück und konnte den Fisch aus der Strömung gegen das Ufer ins stillere Wasser ziehen und ihn sicher mit dem Feumer landen. Die prächtige, wildgewachsene Bachforelle war mehr als 50 Zentimeter lang und hatte eine wunderschöne Zeichnung. Ob es wohl der kleinere Bruder der Forelle vom letzten Jahr war?
Schon lange war die Reise gebucht und unsere Vorfreude entsprechend gross. Sie manifestierte sich bei Jonas, David, Stefan, seiner Frau Ingrid und mir in verschiedenster Weise.
David kaufte mir einen Dachträger für mein Auto, so dass er neben den vielen Fischerutensilien auch noch Platz für sein geliebtes Kissen hatte, dass er auf der Reise dann auch prompt zu nutzen
wusste. Jonas machte sich grosse Sorgen, ob er im Fischershop unsers Hotels, dem Bräurup in Mittersill, auch die richtigen Fliegen finden würde. Seine Angst legte sich, als er unsere
Fliegentaschen und das mitgeführte Arsenal von Bindestöcken und Bindematerial sah, nur wurde die Auswahl der richtigen Fliege dann wegen des immensen Angebots extrem schwierig und zur echten
Geduldsprobe. Stefan und Ingrid mussten im Vorfeld ihre jungen Hunde platzieren und ich war damit beschäftigt, noch mehr Fliegen zu binden, die schliesslich dann doch nur bedingt funktionieren
sollten.
Die 500 Kilometer lange Anreise mit dem Auto war sehr angenehm. Wir hatten ja auch viele Themen zu besprechen: Fischerei, Fischer, Fischereigeräte, Fischerferien und natürlich Fische. Davon hat
es in der Salzach und in den 120 Kilometern hoteleigenen Bächen, Seen und Teichen nun wirklich genug. Ob wir sie auch finden und fangen würden?
Die erste Bestätigung, dass wir den richtigen Riecher hatten, bekamen wir gleich am ersten Morgen, als wir uns wie üblich um 06h00 wortkarg und mit müden Schritten zum obligaten Frühfischen an
der Salzach einfanden.
David, der weiter oben fischte als ich, rief mich schon bald an. Er hatte bereits nach kurzer Zeit sechs schöne Bachforellen gefangen und auch Jonas, der noch nicht so geübt im Nymphenfischen
war, fing bald seinen ersten Fisch aus der sagenumwobenen Salzach. Nur ich ging leer aus. Meine Zeit kam nach dem Frühstück. Frisch gestärkt mit Frühstücksei, Emmentaler und Pinzgauer
Räucherschinken hatte ich bereits nach kurzer Zeit drei verschiedene Fischarten gefangen. Einen Bachsaibling, eine Regenbogenforelle und drei Bachforellen. Jetzt fehlten nur noch Äschen,
Seesaiblinge und Seeforellen.
Seesaiblinge hatten wir schon im Hintersee gefangen und Seeforellen sollte es dort nach Auskunft eines älteren Fischereiaufsehers auch haben. Also verbrachten wir den ersten Nachmittag an diesem
schwer zu befischenden Bergsee in atemberaubender Kulisse. Die Messlatte setzte David, der gleich nach den ersten Würfen einen schönen Seesaibling mit der Trockenfliege fangen konnte.
Nachdem wir die gleiche Fliege wie unser Freund montiert und das lange Vorfach fein säuberlich entfettet hatten, fingen auch Jonas und ich einige kleinere Fische.
Am nächsten Tag waren auch Ingrid und Stefan bei uns. Sie reisten einen Tag später an und gingen deshalb besonders motiviert ans Wasser. Stefan und David fanden früh morgens an der Salzach eine
Stelle, wo sie mehrere Bachsaiblinge überlisten konnten.
Den Nachmittag verbrachten wir am Hollersbachstaudamm, wo wir unzählige eingesetzte Regenbogenforellen in allen Grössen mit dem Streamer zum Biss verleiten konnten.
Richtig spannend wurde es für uns alle am dritten Tag. Wir hatten einen Ausflug an die Krimmler Ache gebucht. In diesem kristallklaren Bergbach mit Stellen von fünf bis sechs Meter Breite und
zwei bis drei Metern Tiefe sind die Fische wie in einem Aquarium zu sehen. Die überwiegende Fischart ist hier der Bachsaibling. Es hat aber auch Bachforellen und teils wirklich grosse
Äschen.
Das breite, flache Hochtal darf nur von wenigen Fischern pro Tag befischt werden und dieses Jahr hatten wir das Glück, dass wir die einzigen angemeldeten Fischer waren. David und ich teilten uns
den oberen und Jonas und Stefan den unteren Teil des einsamen Tals.
Trotz kalter, trüber Witterung versuchte ich mein Glück gleich mit einer selbstgebundenen, hochschwimmenden Trockenfliege und hatte sofort einen steigenden Fisch. Nach mehreren Fischen die nur
dem Köder nachschwammen, ohne danach zu steigen, setzte ich auf meine beliebteste Taktik, das Nymphenfischen mit der leichten Nymphe.
Die kleinen, schwarzen Nymphen mit dem rosa Tungstenkopf, die ich mir am Vorabend extra noch gebunden hatte, erwiesen sich als Volltreffer. Ich fing sehr viele Fische und zu meiner grossen Freude
bald auch die erste Äsche.
David hatte auch viele Bachsaiblinge und einige Bachforellen gefangen. Einen grösseren, wunderschönen Saibling konnte er in einem kleinen Nebengerinne mit der Imitation einer Steinfliege
überlisten.
Am Nachmittag verschlechterte sich das Wetter. Als ich vor dem ersten richtig grossen Gumpen mit türkisblauem Wasser stand, fing es zu regnen und später auch noch zu hageln an. David, eher
bekannt als Schönwetterfischer, versteckte sich unter seinem Regenschirm und schaute mir zu, wie ich trotz kleinen Erwartungen verbissen weiter fischte. Jetzt wurde es unglaublich. In diesem
Gumpen von etwa 10 Meter Länge konnte ich in einer Stunde bei intensivem Hagel mehr als 30 Fische überlisten. Eine Äsche fing ich auf Sicht und eine weitere eher zufällig als willkommenen
Beifang.
Nach diesen sagenhaften Nachmittag mussten wir gegen fünf Uhr den Rückmarsch in den unteren Teil des Tals antreten.
Jonas und Stefan hatten mit der Wahl des Streckenabschnitts etwas weniger Glück als wir. Sie fischten vor allem mit der Trockenfliege und fingen bedeutend weniger Fische als David und ich.
Trotzdem waren auch sie völlig überwältigt von der Schönheit des abgeschiedenen Tals und seines wildbelassenen Bergbachs.
Weil die Wettervorhersage für den nächsten Tag nicht gerade rosig war und wir unsere müden Arme etwas entspannen wollten, beschlossen wir, am Verwalterteich – der heisst wirklich so – unser Glück
mit der Fliegenrute auf Weissfiche zu versuchen. Die Rotaugen und Rotfedern liessen nur schwer überlisten und wir konnten nur wenige Fische haken.
Also setzte ich auf die altbewährte Methode mit Spinnrute und Maisköder. Bald stellten sich erste Bisse ein. Natürlich war ich nicht sicher, ob es sich dabei um meinen Zielfisch, einen kapitalen
Karpfen, handelte. Der erste Fisch den ich haken konnte war eine kleine Karausche und meine Kollegen hatten nur ein müdes, unverständliches, fast mitleidiges Lächeln für mich übrig. Unbeeindruckt
fischte ich weiter. Biss, Anhieb und irgendwie das Gefühl, doch schon etwas Grösseres gefangen zu haben.
Tatsächlich stellte sich der nächste Biss als der eines Karpfens von etwa eineinhalb Kilogramm heraus. Nachdem ich ihn gelandet und fein säuberlich zurück gesetzt hatte, fingen plötzlich auch
meine Freunde an, sich für meine archaischen Fischereimethoden zu interessieren. Als David ebenfalls einen Karpfen von etwa zwei Kilogramm erbeutete, waren schliesslich alle restlos überzeugt und
tauchten ihre Fliegenruten schweigsam gegen ihre Spinnruten ein.
Am Nachmittag fuhren wir an den Elisabethensee, der sich an der Passstrasse zum Felbertauerntunnel befindet. Zu unserer grossen Überraschung hatte es viele Besatzfische. So fingen wir mit
Leichtigkeit einige Regenbogenforellen und Bachsaiblinge. Jonas fischte unter einem Strauch, wo er einen Schwarm Regenbogenforellen gesichtet hatte. Nach einigen Stunden intensivem Rutenschwingen
waren viele Fische gefangen und der Strauch unter dem Jonas gefischt hatte, war mit vielen Streamern in allen möglichen Farben geschmückt.
Daran hatten wir auch unsere Freude. Noch mehr freute David und mich die Tatsache, dass wir beide unsere erste Seeforelle landen konnten. Zuerst erbeutete David ein buckliges Exemplar und kurz
darauf konnte ich zwei weitere dieser schönen Fische landen.
Den Abend im Hotel verbrachten wir auch heute mit Fliegenbinden im Restaurant. Eine sehr lustige Sache, bei der man immer wieder von Fliegenfischern aus allen möglichen Ländern, aber auch von
anderen Hotelgästen und auch von bastelinteressierten Frauen angesprochen wird. Eine richtige Kontaktbörse nach alter Schule, weit ab von „facebook.com“ und „swissflirt.ch“.
David bastelte sich eine Nymphe aus orangenem Glitterfloss und verzierte sie zu unserem Unverständnis auch noch mit einer Körperspirale aus silberfarbenem Tinsel. Grauenhaft für jeden halbwegs
normalen Fischer aber vielleicht verlockend für die Äschen?
Obwohl David mit seiner „Disco-Queen-Fliege“ von uns belächelt wurde, machte er sich am nächsten Morgen wacker an die Arbeit. Schon nach wenigen Würfen führte die „Queen“ den ersten Fisch aus
ihrem angestammten Element in den Kescher. Eine kleine, aber wunderschöne Äsche, die bei unserem Freund den nötigen Motivationsschub auslöste um wenige Zeit später, an der gleichen Stelle, noch
eine weitere Äsche zu fangen.
Den Rest des Morgens verbrachten wir am Hollersbachstaudamm und fingen dort wieder ein paar Regenbogenforellen.
Der letzte Nachmittag unserer Ferien war dann wieder dem Hintersee gewidmet. Die schwierigen Verhältnisse kamen unserem Freund Stefan am besten entgegen. Hier konnte er sein grosses Wissen, seine
kleinen selbstgebundenen Fliegen und seine riesige Erfahrung perfekt umsetzen. So war es wenig erstaunlich, dass vor allem er fleissig Fische fing.
Während wir uns vor allem mit der Montagetechnik von langen, ultrafeinen Vorfächern beschäftigten, freute sich Stefan über eine schöne Äsche die nach seiner Trockenfliege stieg.
Wir hatten wieder eine tolle Fischerwoche. Die grossen Fische, die es in der Salzach zweifellos hat und von denen Stefan und Jonas je eine gehakt und im Drill verloren hatten, blieben leider aus.
Daneben wurden wir aber mit vielen wunderschönen, wildgewachsenen Fischen, herrlicher Landschaft, köstlichem Essen und toller Gesellschaft verwöhnt.
Mittagssee in Italien. Zugegeben, auch ich war erstaunt, als ich diesen Namen von Freunden zum ersten Mal hörte. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es in Domodossola ein See mit sehr interessantem Fliegenfischen geben könnte. Der See ist eine alte Kiesgrube mit kristallklaren Wasser, etwas westlich von Domodossola gelegen. Die Umgebung ist liebevoll gepflegt und das kleine Restaurant sehr gemütlich. Aeschen, Bachforellen, Regenbogenforellen und Saiblinge stammen zum Teil aus der angrenzenden, eigenen Fischzucht. Wie immer war das Fischen auch an diesem Märztag äusserst anspruchsvoll. Die Fische kennen am Mittagssee fast jede Fliege und sehen fast jede Schnur. Nur mit ausgeklügelter Technik lassen sich die scheuen Fische überlisten. Manchmal gibt es aber Zufälle wie am heutigen Tag. Ich hakte eine Regenbogenforelle beim Einziehen an der Flanke und konnte sie trotz sehr kleiner Nymphe und feinem Faden nach kurzer Zeit landen. Mein Freund Stefan präsentierte sie dann gekonnt für einige Fotos.
Nach einigen trüben Regentagen wollte uns Petrus mit herrlichem Frühlingswetter verwöhnen. Er schickte uns die Sonne so kräftig vom blauen Himmel herunter, dass wir an diesem Märztag bereits im Tshirt fischen konnten. War es unsere noch sehr blasse Hautfarbe, welche die Fische abschreckte? Auf alle Fälle konnte ich den ersten Fische erst fangen, als ich meine selbst entwickelte Nymphe für Farios einsetzte. Warum sich diese Fliege ausgerechnet eine Regenbogenforelle schnappte, soll hier nicht weiter ausgeführt werden.
Dieses Wochenende war Fliegenfischen in der „Riserva di pesca San Bernardino“ in Verbania angesagt. Auf einem etwa 5 km langen Bachabschnitt im Torrente San Bernardio gibt es dort eine etwa 2 km
lange Strecke und einen grossen Pool wo auch mit Naturködern gefischt werden kann. Das Tagespatent kostet 20 Euro und es können 5 Fische entnommen werden. Die restlichen 3 km verteilen sich auf
zwei No-Kill-Strecken wo mit der Fliege gefischt wird und alle Fische zurückgesetzt werden müssen. Das Tagespatent kostet auch hier 20 Euro. Die Patente können in der Bar „Nuovo Porto“ an der
Piazzale Flaim in Verbania gelöst werden.
Natürlich haben wir uns für die Variante No-Kill entschieden, obwohl der Bach vom nächtlichen Regen stark braun getrübt war.
Anfangs zeigte sich die Fliegenfischerei recht schwierig. Während mehr als 2 Stunden konnten wir mit diversen Trockenfliegen und Nymphen keine Fische landen. Da ich nicht sehr gerne mit Streamern
fische, viel die letzte Wahl auf einen „FishFinder“-Streamer. Bei einem vermeintlichen Hänger riss ich das Vorfach ab. Ich montierte eine etwas stärkere Schnur und einen weiteren Streamer und
konnte sogleich eine 40er Bachforelle landen. Offensichtlich war der Hänger ebenfalls ein Fisch gewesen.
Jetzt ging der Reigen richtig los. Mit diversen Streamern befischten wir die grossen Pools und ruhigere Stellen im Bach und konnten einen Saibling, eine Regenbogenforelle und viele Bachforellen
über 40 cm Länge landen.
No-Kill-Fischerstrecke in Aosta! So nahe bei uns! Das musste ich mir unbedingt anschauen.
Im Forum der „Amicale des Pêcheurs à la mouche du Valais » AMPV hatte ich gelesen, dass der Verein diesen Samstag einen Ausflug nach Aosta organisiert hatte. Auf Anfrage waren die Fliegenfischer
sofort bereit meinen Fischerfreund Stefan und mich mit auf die Reise zu nehmen und uns die schönsten Fliegenfischerstrecken und die dafür geeigneten Techniken zu präsentieren.
Mit zwölf anderen Fischern trafen wir uns um 07h00 in Martigny um die Tageskarten entgegen zu nehmen und den Fahrzeugkonvoi über den Grossen St. Bernard zu organisieren.
In Aosta angekommen, teilten wir uns in verschiedene Gruppen auf. Unsere Gruppe fuhr zuerst in Richtung Cogne um unser Glück an der Grand Eyvia zu versuchen. Schon der erste Anblick des Gewässers
war beeindruckend. Dunkelblaue, tiefe Gumpen, umgeben von einer farbenprächtigen Herbstlandschaft liessen unsere Erwartungen steigen.
Mein persönlicher Tagesguide Alain Bessard hakte dank ausgeklügelter Technik bald eine Regenbogenforelle und gleich darauf eine schöne, wohlgenährte Fario.
Die Fische wurden, wie es auf der No-Kill streckte vorgeschrieben ist, vom widerhakenlosen Haken entfernt und schonend wieder ins Gewässer zurück gesetzt. Leider blieb ich am Morgen trotz bestem
Guiding Schneider.
Zum Mittagessen begaben wir uns zum Camping „Les Illes“ wo wir uns sehr gut und sehr preiswert für den Nachmittag verpflegen konnten.
Gestärkt mit einer gehörigen Portion Pasta wanderten wir am Nachmittag etwa 20 Minuten flussabwärts um in der Dora Baltea unser Glück erneut auf die Probe zu stellen. Zuerst begannen Stefan und
ich mit der Trockenfliege die grossen Räuber aus der Tiefe zu locken.
Besonders spannend war die Fischerei, weil neben Regenbogenforellen und Farios auch Marmoratas, Aeschen und Saiblinge zu erwarten waren.
Ziemlich bald mussten wir uns eingestehen, dass trotz schönsten Herbstwetter und klarem Wasser mit der Trockenfliege heute wohl kein Fisch zu fangen war. Ich montierte mir eine selbst
gebundene, leichte Czech-Nymphe und versuchte in einem Pooleinlauf mit gespannter Schnur der Strömung zu folgen. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Ein feine Schnurspannung, Anhieb und
der Fisch war gehakt.
Zum Glück hatte ich ein relativ dickes Vorfach montiert. Nur so war es möglich, die schöne Regenbogenforelle nach kurzem Drill sicher und schonend zu feumern.
An dieser Stelle nochmals grossen Dank an die Mitglieder der AMPV und ihre Einführung in die No-Kill-Fischerstrecken von Aosta und Umgebung.
Bye-bye… wir kommen wieder!
800 Kilometer Autofahrt, ein teures Hotel mit Scheibenkäse und Kondensmilch zum Frühstück, grosser Durst, Scharen von Touristen, kein Fisch und einige Blasen an den Füssen. Kurzum ein tolles
Wochenende! Da ich das Risiko nicht auf mich nehmen möchte, für völlig verrückt erklärt zu werden, bedarf es nun wohl rasch einiger Erklärungen.
Als SOS-Team fuhren Stefan, Olivier und Stefan – das bin ich – dieses Wochenende zum Open Streetfishing nach Strasbourg.
Streetfishing erlebt in Frankreich im Moment einen richtigen Hype. Es gibt zahlreiche Wettbewerbe in ganz Frankreich, bei denen vor allem junge Fischer zwischen 20 und 40 Jahren mitmachen.
Erstaunlich sind die Offenheit und die Kameradschaft, die bei diesen meist übers Internet organisierten Anlässen herrschen. Ähnlich wie bei anderen Funsportarten steht der Gedankenaustausch, das
gemeinsame, sportliche Erlebnis, das Vergnügen und weniger Leistung und Erfolg im Vordergrund.
Beim Briefing in der Kitch’n Bar wurde uns allerdings auch bald einmal klar, dass wir wohl nicht nur zum puren Vergnügen hier waren, sondern dass uns ein sehr sportlicher Anlass erwartete.
Jedem Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip ein Partner und 10 Sektoren auf einem rund 10 Kilometer langen Parcours quer durch die Stadt zugeteilt, die es am Samstagnachmittag und am
Sonntagmorgen zu befischen galt. An jedem Standort durfte 40 Minuten lang gefischt werden und 20 Minuten Zeit blieb übrig, um zügig zum nächsten Sektor zu marschieren.
Mein „Binom“, Stephane Oester war, wie beim Streetfishing üblich, locker mit T-Shirt und kurzer Hose gekleidet und nur mit dem nötigsten Material unterwegs. Seine Kunstködertasche mit einigen
wertvollen Oberflächenwobblern liess allerdings keinen Zweifel offen, dass auch er sich dieses Wochenende auf den „Roi de Strasbourg“, den Rapfen konzentrieren wollte.
Wir hatten das grosse Glück, am berühmten Sektor 3 den Wettkampf beginnen zu können wo zwei Kanäle zusammenfliessen und verheissungsvolles Rückwasser bilden. Dort jagen oft viele der zahnlosen
Räuber aus der Familie der Karpfenfische aggressiv nach Beute an der Oberfläche. Heute sollte es etwas anders sein. Zwar liessen drei kurz hintereinander folgende Bisse auf einen
schlangenlinienartig laufenden, weissen Water Monitor von Illex, mein Adrenalin rasch in die Höhe schnellen, doch damit sollte die Hoffnung auf meinen ersten silberfarbigen Rapfen zumindest für
heute schon begraben sein.
Auf der dritten Strecke fing mein Binom Stephane einen Döbel und als ich mit der genormten Messlatte, die uns beim Briefing abgegeben wurde, zum Messen und Registrieren des Fisches angerannt kam,
liess Stephane den Fisch beinahe fallen, was unweigerlich zur Disqualifikation geführt hätte. Die Regeln beim Streetfishing sind ziemlich strikt, aber die Teilnehmer halten sich gerne daran, weil
sie mit ein Teil der Philosophie der jungen Generation von Sportfischern sind.
Die Fische müssen schonend mit Feumer oder LipGrip entnommen und lebend zurückgesetzt werden. Nur so kann sicher gestellt werden, dass bei dem hohen Fischereidruck auch in ein paar Jahren noch
erfolgreich auf Rapfen, Flussbarsche, Zander, Hechte und….Welse gefischt werden kann.
Schon heute grenzt es für mich an ein kleines Wunder, dass in einer modernen Stadt wie Strasbourg mit rund 700‘000 Einwohnern, vielen Touristen und regem Bootsverkehr noch so viele Fische
vorkommen. Doch Wunder gibt es immer wieder.
Zu den Welsen hatte man uns beim Briefing gesagt, dass diese kaum mehr gefangen werden und nur der Vollständigkeit halber auf der Wettbewerbskarte aufgeführt seien. Umso erstaunter war ich, als
mir der „Comissair“, der Aufseher von Sektor 15 am Sonntagmorgen erzählte, dass auf Sektor 19 ein Wels von 1.07 Meter Länge gefangen wurde. Am Sektor 19 angekommen, teilte mir der Comissair mit,
dass unser Freund Olivier, das O vom SOS-Team, den Wels gefangen hatte.
Damit hatte Olivier den grössten Fisch des Wettbewerbs gefangen und konnte sich bei seiner ersten Teilnahme am Open Streetfishing gleich neben die Cracks von Illex, Lucky Craft oder Pezon &
Michel auf das Siegerpodest einreihen.
Wahrlich, ein tolles Wochenende.
Nur schon der Name dieses kleinen Ortes in der spanischen Provinz Saragossa hat für mich etwas Magisches an sich. Das 2200 Seelen
zählende Dorf ist das Eldorado der Welsfischer aus aller Welt. Bei Mequineza fliesst der Rio Segre in den Rio Ebro. Knapp 2 Kilometer oberhalb von Mequinenza befindet sich der Embalse de Mequinenza, ein Stausee mit einer Länge von 110 Kilometern. In der Umgebung von Mequinenza werden jedes Jahr mehrere hundert Welse von mehr als 2 Meter Länge gefangen. Die grössten Welse sind über 2.5 Meter lang und mehr als 100 Kilogramm schwer. Der Bestand an Zandern und Karpfen ist ebenfalls sehr gut.
Erstmals war ich 2003 mit Freunden in Mequinenza. Dann nochmals in Jahre 2004 und 2005. Damals fischte man noch vorwiegend mit lebenden Karpfen bis zu 2 Kilogramm Gewicht an der Wasseroberfläche auf die grossen Raubfische. Mit den Köderfischen
wurde ein regelrechter Handel betrieben. Seit 2005 wird der Wels vorwiegend mit Heilbutt-Pellets auf Grund befischt. Besonders spannend war für mich das Fischen auf Zander. Ein feiner Zupfer beim Spinnfischen musste mit einem sofortigen Anhieb quittiert werden. Dazu waren grosse Konzentration und ein feines Gespür nötig. Unvergesslich bleibt für mich der Fang eines riesigen Welses im Jahr 2005. Wir legten unsere Köder im Rio Segro, etwas oberhalb von Mequinenza aus und spannten unsere Ruten vom Ufer aus. Nach langem Warten und einem Fehlbiss kündigte das an der Rutenspitze befestigte Glöcklein mit einem kräftigen Bimmeln einen grösseren Fisch an. Ich rannte zur Rute und machte mit all meiner Kraft einen heftigen Anhieb. Der Haken sitze. Was während der
nächsten halben Stunde ablief, war schier unglaublich. Der Wels hatte eine enorme Kraft und liess mich keine Sekunde verschnaufen. Die Schweissperlen kullerten mir ins Gesicht und nur mit kräftigem Pumpen konnte ich den Fisch schliesslich überwältigen. Was für ein Anblick. Ein Wels von 2.34 Meter Länge mit einem Gewicht von 88 Kilogramm. Unvergesslich und in diesem Leben wohl kaum
mehr zu überbieten.
Irland war lange Zeit meine Traumdestination. Zwischen 1995 und 2001 war ich fünfmal auf der grünen Insel. Zuerst am River Erne in Nordirland und dann an verschiedenen Gewässern bei Kenmare im Südwesten der Insel. Irland schenkte mir zwar nie einen der Traumfische, die dieses Land zweifelsfrei zu bieten hat, dennoch verliebte ich mich ab dem ersten Augenblick in die
wunderschöne Landschaft, die geheimnisvollen, moorbraunen Gewässer und die gastfreundlichen Menschen. In den ersten Jahren konzentrierte ich mich ausschliesslich auf Hecht und konnte auch einige, wenn auch nicht allzu grosse Exemplare fangen. In Kenmare mussten meine Freunde und ich lange nach Fischen suchen. Ein einheimischer Fischer erzählte uns von einem sagenhaften Lachsbestand in einem kleinen Bach, in einem nahe gelegenen Wald. Als wir die dichten Brombeerstauden durchquerten und schliesslich am ganzen Leib verkratzt waren, glaubten wir zuerst an eine irische Flunkerei. Am Bach angekommen, trauten wir dann aber unseren Augen nicht. Der Bach war voll mit Lachsen, die zum Laichen in dieses traumhafte Gewässer aufgestiegen waren. Ganz ungeduldig warf ich meinen Köder, eine blaugefärbte Crevette aus. Der Zapfen ging beim ersten Wurf sofort unter, ich schlug an, der erste Lachs war gehakt und nach einigen Kurbelumdrehungen leider auch schon wieder verloren. Dieses kleine Abenteuer war für mich und meine Freunde wohl Motivation genug, drei Tage am gleichen Ort weiter zu fischen, ohne auch nur einen einzigen weiteren Fisch fangen zu können. Von der grünen Insel bleiben mir dennoch viele gute Erinnerungen. Vor allem auch an einige liebe Freunde wie Toni, Moritz, Peter, Hugo und viele andere.