An Tagen wie diesen. Dieses Lied der Toten Hosen verbinde ich mit Party, guter Laune, Abtanzen und gelegentlich auch mit Katerstimmung. Katerstimmung? Ach ja, das passt bestens zum heutigen
Tag. Der nasskalte, graue aber windstille Wintertag schien mir geeignet, um ein paar Egli zu fangen. Ich knüpfte mir vorher extra ein paar neue Hegenen und spulte frische Schnur auf meine
Angelrollen. Die Vorbereitung und die Motivation waren perfekt, um endlich wieder einmal einen Tag auf dem Genfersee zu verbringen.
Nach nur 2 Stunden auf dem kleinen Fischerboot brach ich den lange ersehnten Fischertag in Bouveret, am oberen Genfersee, jedoch abrupt ab. Mein Göttibub hatte sich dank meiner eingehenden
Gehirnwäsche für einmal zwar wirklich sehr warm angezogen, klagte aber trotzdem über kalte Hände und Füsse. Wenig erstaunlich, denn es war ja auch bitterkalt. Die Fische schwammen wohl sehr tief,
denn bis auf Tiefen von 60 Metern hatten wir die ganze Zeit über keinen spürbaren Biss.
Etwas ratlos entschieden wir uns, in die Nähe von Vevey, an eine bekannte Angelstelle zu fahren. Wir sahen, dass dort bereits ein Fischer stand. Wir wollten zu ihm hinunter laufen und ihn nach
seinem Erfolg befragen, bevor wir wieder nutzlos all unser Angelgerät auspacken und bereit stellen würden. Der Weg vom Parkplatz zum Ufer führte an einem kleinen Bächlein vorbei. Etwa 10
Meter vor dem Einlauf in den Genfersee wird dem Gewässer sein Wasser, dass zur Stromproduktion genutzt wird, endlich wieder zurückgegeben. Das Bachbett vom Einlauf des turbierten Wassers bis in
den See ist fein säuberlich betoniert.
Am Ende der Rinne entdeckten wir eine etwa 80 Zentimeter lange, gut genährte Seeforelle, die ständig den Weg vom See über die Betonrinne zum Bächlein suchte. Offensichtlich wollte sie in diesem
Gewässer ablaichen. Ich vermute, dass sie sich dabei die Haut an der Betonrinne aufscheuerte, was wohl die starke Verpilzung ihrer Haut erklärt. Diese blöden Stromproduzenten! Warum haben sie die
Rückgabe des genutzten Wassers nicht weiter oben geplant? Warum gibt es nicht mehr Restwasser? Warum eine Betonrinne und warum so breit und regelmässig, dass nur noch 10 Zentimeter hohes Wasser
fliesst, an dem sich jeder grössere Fisch den Bauch aufscheuert? Warum hören sie nicht auf uns Fischer, die wissen was es braucht, damit es den Fischen besser geht? Am liebsten würde ich diese
unsensiblen Stromproduzenten auf den Mond schiessen!
In Gedanken versunken gehen wir weiter, bis wir beim Fischer sind. Auf unsere Frage ob er Fische gefangen hat, sagt er uns, dass er bis auf Tiefen von 80 Metern auch noch keinen Biss verspürte,
obwohl er hier letztes Jahr um die gleiche Zeit viele Eglis fangen konnte. Wir reden mit ihm noch eine Weile, auch über Kormorane und davon, dass sie in den letzten Jahren die Fischbestände im
See wohl sehr stark dezimiert haben. Das stimmt mich an diesem trüben Januartag noch nachdenklicher. Warum wehren sich unsere Behörden immer noch so stark gegen die vermehrte Regulierung der
explodierenden Kormoranbestände? Brauchen die Fische keinen Schutz? Am liebsten würde ich diese sturen Beamten auf den Mond schiessen!
Wir beschliessen, den heutigen Angeltag abzubrechen und nach Hause zu fahren. Doch halt, was sehe ich hier am Ufer, direkt vor meinen Füssen? Ein liegengelassener Abfallberg aus zerbrochener
Angelrute, einem Wirrwarr von alter Angelschnur, aus Wurmbüchse, Zigarettenstummeln, leerem Plastiksack und leerer Verpackung von Angelhaken! Das ärgert mich. So sehr, dass mein Kopf trotz der
Kälte heiss und blutrot wird. Verdammt noch mal, das war Einer von uns! Ein Fischer! Am liebsten würde ich diesen dummen Fischer auf den Mond schiessen! Doch Halt! Da hat es ja schon unsensible
Stromproduzenten und sture Beamte! Ich weiss nicht, ob die sich mit einem so dummen Fischer vertragen würden!
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